Zart, zärter, zärteste, [1655-1656] adj. et adv. aus sehr schwachen, feinen Theilen bestehend, und daher jeden Eindruck von außen leicht annehmend. 1. Eigentlich. Zu einem zarten Pulver reiben. Zarte Glieder haben, zart von Gliedern seyn. Zart gebildete Blätter. Zarte Leinwand, sehr feine. Eine zarte Schrift, sehr feine, oder klare. Zuweilen mit dem Nebenbegriff des schönen Verhältnisses. Mit ihren zarten Händen. 2. Figürlich. (a) Schwach, der Beschädigung leicht ausgesetzt. Von zarter Jugend an. (b) Jede Veränderung leicht annehmend, leicht empfindend; von der Empfindung. Die Empfindungen des schönen Geschlechtes sind zarte und flüchtige Empfindungen, Gell. Ihre Empfindung ist zu zart, als daß sie eine falsche Ruhe suchen sollte. Ein zartes Gewissen, die Fertigkeit, auch die geringste Abweichung von dem Gesetze bald zu bemerken. (c) Die angenehmen Empfindungen der Liebe, des Wohlwollens und des Mitleidens leicht, und in einem beträchtlichen Grade annehmend, und darin gegründet; wofür doch zärtlich so wohl bestimmter, als auch üblicher ist. Eine zarte Liebe, ein zartes Herz, zarte Thränen, u. s. f. besser, zärtlich. Trüg' ich mich, oder hör' ich den zärtesten Gesang, Geßn. Anm. Im Nieders. teer, teder, im Angels. tydder, im Engl. tender, womit auch das Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image verwandt ist. Zart scheint von zehren, vielleicht auch von zieren zu seyn, so wie das Latein. tener zu dehnen, tendere, zu gehören scheinet. Man hat mehrmahls versucht, ein Substantiv von diesem Worte zu bilden, ohne daß selbiges viel Glück machen können; Zärte, Zartheit, Zärtigkeit, wovon doch das mittelste noch das erträglichste ist. Siehe auch Zärtlich und Zärtlichkeit. [1655-1656] | |