Winden
, [
1553-1554] verb. irreg. act. Imperf. ich
wand, ehedem wund, Conjunct. wände, Particip. gewunden. Es bedeutet eigentlich
theils eine schlangenförmige, theils eine um einen Punct gehende Bewegung
ertheilen. 1. Eine gekrümmte, schlangenförmige Bewegung ertheilen. Sich krümmen
und winden. Der Weg windet sich durch das Gebüsch. Wo der murmelnde Quell durch
Gras und Blumen sich windet, Zach. Sich mühsam durch eine enge Öffnung winden.
Sich durch Hunger und Verachtung hindurch winden. Die Hände winden, ringen. Ir
hen- de si ser wunden, Stryker. Nasse Wäsche winden, ringen. Einem etwas aus
der Hand winden. Kränze winden, flechten.
Verflucht sey dieser Schmeichler, sey diese Sclavenhand, Die
um den Schlaf der Ruhmsucht den ersten Lorber wand! Dusch. Den seidnen Hals
umgab ein schwarzes seidnes Band, Das sich bey seinem Kinn in eine Schleife
wand, Zach.
2. Um einen Punct, um eine feste Welle bewegen; fast wie
wickeln. Er ist so geschmeidig, man könnte ihn um einen Finger winden. Faden
auf einen Knäuel winden. So auch aufwinden, abwinden, bewinden, überwinden,
umwinden u. s. f. 3. Vermittelst einer um einen beweglichen Punct geführten
Kraft bewegen. So windet man, vermittelst eines um eine Welle oder Scheibe
bewegten Seiles, Lasten in die Höhe. So windet man einen Wagen aus dem Kothe,
vermittelst einer um einen Punct beweglichen Kurbel. Lasten in das Schiff, aus
dem Schiffe winden. Das Getreide auf den Boden winden. Etwas in die Höhe
winden. Baumstämme aus der Erde winden. Daher das Winden, die Winde, und die
Windung.
S. die beyden letztern an ihrem Orte. Anm. Schon im Kero
wintan, im Engl. to wind, im Schwed. wind. Es scheinet ein altes Intensivum von
einem veralteten wihen, drehen, zu seyn, welches noch in dem Sclavonischen
Mundarten vorhanden ist, und wovon auch unser Wiede abstammet. Im Schwed. ist
wind, schief. Es ist mit wenden und binden nahe verwandt, nur daß in Ansehung
des letzteren das gelindere w eine schwächere Bewegung bezeichnet, als das
härtere b. In erwinden, überwinden, und unterwinden scheinet es von winnen
abzustammen.
S. jene Wörter. [
1555-1556]