Was
, [
1393-1394] ein indeclinables Pronomen,
welches auf doppelte Art gebraucht wird. 1. Als ein fragendes Pronomen, doch
nur nach sehr unbestimmten Dingen zu fragen, von welchen nicht entschieden
wird, ob es Personen oder Sachen sind, und zugleich ohne Rücksicht auf Zahl
oder Geschlecht. Was ist das? Was sagst du? Was folgt daraus? Was gibt es? So
unbestimmt nun auch dieses was an sich ist, so bestimmt kann es doch nach der
Art oder Beschaffenheit eines Dinges fragen, wenn das für noch hinzu kommt. Was
für ein Mensch ist das? Was für Bücher liesest du? Was für Geld ist das? Zu was
für einem Zwecke? Aus was für einem Lande ist er? Da denn die Frage auch in
einen Ausruf übergehen kann. Was für Menschen sind das! O, was für eine
Thorheit! Was für ein liebliches Summsen schwärmet um mich her! Geßn. Das
Pronomen hier von der Präposition zu trennen, ist zwar im gemeinen Leben sehr
häufig, aber in der edlern Schreibart unerlaubt, weil es die ganze Construction
zerrüttet. Was liesest du für Bücher? Was würden wir für große Männer haben!
Gell. besser, was für große Männer würden wir haben! Was das für ein weiser
Spruch ist! Was haben sie mir denn für einen Antrag zu machen? Noch unerlaubter
ist es, das für nach Oberdeutscher Art wegzulassen. Was Volk! was Leute! Zu was
Ende? Auf was Weise? Was Anmuth hat mir deine Red' erregt! Opitz. Welchem
Übelstande durch den ehedem üblichen Genitiv nicht abgeholfen wird. Venus grämt
sich ja, was ist Leides ihr geschehn? Gleim. In den gemeinen und vertraulichen
Sprecharten wird dieses Fragewort häufig für warum gebraucht, welches aber in
der edlern Schreibart zu vermeiden ist. Was lachtest du? Was flatterst du müßig
hier im Rosenbusch? Geßn. Sagen sie mir nur, was sie mir so viel von den bösen
Zeiten vorpredigen? Gell. Was quälen sie mich mir ihrer Gelehrsamkeit? Gell.
Denn was sollte man sich eines Wortes wegen lange quälen? eben ders.
Was wird so manches Wort von Schuld und Dank verloren? Schleg.
Wo es noch dazu Dunkelheit macht. Zu den im gemeinen Leben
und der vertraulichen Sprechart üblichen Arten des Gebrauches dieses Vorwortes
gehören noch folgende. (a) Wenn man jemandes Worte nicht verstanden hat, und
man fragt elliptisch und absolute, was? für, was sagten sie? so ist es
ungesittet. Ein wenig höflicher ist in solchen Fällen, wie? (b) Als eine Formel
des Unwillens. Ey, was! Betrug? - Ey was Betrug! - Ach, was heirathen! was
Frau! Leßing. (c) Für um wie viel. Was bist du nun glücklicher geworden? Was
bist du nun damit gebessert? 2. Als ein indeclinables relatives Pronomen, einen
Satz auf ein Etwas zurück zu führen, von welchem nicht bestimmt ist, oder nicht
bestimmt werden soll, ob es ein selbstständiges Ding ist, oder nicht, folglich
auch ohne Rücksicht auf das Geschlecht. Das, was du mir sagest. Alles, was ich
weiß. Das schönste, was ich nur gesehen habe. Es sey, was es wolle. Du weißt,
was er sagte. Thue, was ich dir befehle. Es ist nicht Unverschämtheit aber
Habsucht, was mich so kühn macht. Was setzt in diesen Fällen alle Mahl entweder
das Determinativum dasjenige oder das voraus, oder doch ein ähnliches Subject,
dessen Selbstständigkeit nicht bestimmt ist, oder nicht bestimmt werden soll.
Ist sie bestimmt, so wird ein persönliches Relativum erfordert. Die Liebe,
welche ich empfinde, nicht was. Selbst wenn das Selbstständige, worauf sich das
Relativum beziehet, ein Neutrum ist, sollte eigentlich nicht was, sondern
welches, stehen, indem das erstere weder Person noch Geschlecht bestimmet, hier
aber das letztere ausdrücklich bestimmt ist. Nicht, ein Kind, was noch unmündig
ist, sondern welches. Ob nun gleich was ein Relativum ist, und also eigentlich
im Nachsatze stehen sollte, so kann es doch auch sehr oft im Vordersatze
stehen, oder vielmehr, der Nachsatz kann nach einer sehr gewöhnlichen Intension
die Stelle des Vordersatzes einnehmen, da denn das was die Gestalt eines
Determinativi bekommt, es mag der Vordersatz mit das darauf folgen, oder
entweder das das, oder auch der ganze Vordersatz verschwiegen werden. Was ich
dir sage, das thue. Was mich so kühn macht, ist nicht Unverschämtheit. Was von
Katzen kommt, das mauset gern. Was ich sage, ist wahr. Aber was am schlimmsten
ist, so u. s. f. Was mich betrifft u. s. f. Was kann indessen auch hier mit der
Präposition, für, verbunden werden, die Art und Beschaffenheit genauer zu
bezeichnen, und alsdann gilt wieder eben das, was schon oben von dem was für
gesagt worden. Besonders erfordert die Deutlichkeit und die gewöhnliche
Wortfolge auch hier, das was für nicht zu trennen. Sie wissen nicht, was
Herrschaften für eine Noth mit dem Gesinde haben, Gell. besser, was für eine
Noth Herrschaften u. s. f. [
1395-1396] Theils
vertrauliche, theils provinzielle und fehlerhafte Gebrauchsarten dieses
Relativi sind. (1) Für etwas; ein im gemeinen Leben aller Provinzen häufiger
Fehler. Weißt du was Neues? Wollt ihr was? Wenn du was brauchst, so komme. Ich
merke so was. Ich habe hier was zu thun. So was thue ich nur zur höchsten Noth.
Der Tag ist hin, hast du was Nützliches gethan? Gell. (2) Besonders, wenn
dieses etwas für ein wenig stehen sollte. Es müsse dieß was klärlich
erscheinen, Opitz. (3) Für wie sehr und so sehr. Er läuft, was er kann; besser,
so sehr als er kann. Du glaubest nicht, was die Leute heucheln können; besser,
wie sehr. (4) Eine Versicherung zu begleiten; in der vertraulichen Sprechart.
Was ich ihnen sage, sie können die Frau Muhme jetzt nicht sprechen, Gell. d. i.
ich versichere ihnen u. s. f. Was ich ihnen sage, er ist wirklich todt. Anm. 1.
Da dieses Pronomen indeclinabel ist, so kann es nur alsdann gebraucht werden,
wenn der Nominativ und Accusativ erfordert wird, weil diese bey den Casus im
Deutschen ohnehin keine Declinations-Zeichen haben. In den übrigen Casibus
müssen andere Pronomina statt dessen gebraucht werden. Anm. 2. Weil nun dieses
Pronomen so unbestimmt ist, daß es auch nicht einmahl Casus bezeichnen kann, so
leidet es auch im Hochdeutschen keine Präposition vor sich, es sey nun fragend
oder beziehend, sondern fließt, seiner Wurzel nach, mit der Präposition in eine
relative Partikel zusammen, auch wenn die Präposition einen Accusativ
erforderte. Nicht, an was liegt es? auf was verlässest du dich? aus was wird
das gemacht? ich weiß nicht, durch was es verursacht worden; für was hältest du
mich? sage, von was du lebst u. s. f. sondern woran, worauf, woraus, wodurch,
wofür, wovon u. s. f. (Siehe Wo.) Nur wenn für mit dem was verbunden wird,
stehet jedes besonders: aus was für Absicht; durch was für Mittel; mit was für
einem Grunde; auf was für eine Art; zu was für einem. Ende. Anm. 3. Im Kero
huuaz, bey dem Ottfried uuaz, im Niederdeutschen hingegen wat, im Engl. what.
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1395-1396]