Das Trumm
, [
707-708] des -es, plur. die Trümmer,
Diminut. das Trümmchen, Oberd. Trümmlein, eigentlich ein kurzes dickes Stück
eines Ganzes, und in weiterer Bedeutung ein jedes von einem Ganzes abgerissene,
abgebrochene oder auf andere Art abgesonderte Stück, ein Stück. Ein Trumm oder
Trümmchen von einem Lichte, ein Stumpf, Stümpfchen. Ein Trumm von einem Seile
oder Stricke, von einem Faden, von einem Stücke Zeuges u. s. f. Ein Trumm
abschneiden. Bey den Webern werden die übrig gebliebenen Fäden des Aufzuges von
dem abgeschnittenen Gewirke in vielen Gegenden collective das Trumm genannt.
Engl. Thrum, Nieders. Drum, Drähmt. In dieser ganzen Bedeutung ist es in den
gemeinen Mundarten verschiedener Gegenden, besonders Oberdeutschlandes, am
gangbarsten, wo es denn zuweilen auch so, wie unser Stück, von einer bestimmten
Länge gebraucht wird; vier Trümmer Spitzen, nicht abgerissene oder
abgeschnittene Enden, sondern ganze Stücke von einer bestimmten Ellenzahl. An
andern Orten bedeutet es auch das Ende, das Äußerste eines Körpers, und nach
einer noch weitern Figur, das Ende einer Handlung, einer Zeitdauer. Bis an des
Ertereiches Drum, in einem alten Deutschen Gedichte bey dem Eccard nach dem
Frisch. Von Ort unz an das Trum, von Anfang bis zu Ende, ebendas. Alles sparen
bis auf das letzte Trum, Narrenschiff, bis an das Ende des Lebens. Das
Schlachten nahm ein Drum, ein Ende, Jeroschin. In dem Bergbaue ist dieses Wort
besonders in einer doppelten Bedeutung üblich. 1) Eine Erz- oder Steinart,
welche sich in die Länge in Gestalt eines Bandes durch das Gestein erstreckt,
heißt daselbst ein Trumm, und wenn es sehr dünne ist, ein Trümmchen. Das
Fahlerz setzt Trümmerweise durch den Schiefer. 2) Ein Trumm eines Ganzes ist,
wenn ein schmaler in einer andern Richtung kommender Gang sich mit einem
Hauptgange vereiniget; gleichsam ein Arm oder Ast eines Hauptganges. (
S. auch Gegentrum.) Oft theilet sich ein Gang in drey,
vier und mehr Trümmer, welche sich oft wieder mit dem Gange vereinigen, oft
aber auch nicht. In keinen von beyden Fällen werden sie Gange, sondern Trümmer,
genannt. Man siehet leicht, daß auch hier in beyden Bedeutungen der Begriff
eines Ende, Überrestes, einer kurzen Ausdehnung in die Länge der herrschende
ist. Im Hochdeutschen ist dieses Wort im Plural am üblichsten, und da sind die
Trümmer Stücke von einem zerbrochenen oder zerschlagenen festen Körper,
Bruchstücke, und in weiterer Bedeutung auch wohl alle Überreste eines
zerstörten festen Körpers. Die Trümmer von einem Glase, zerbrochenen irdenen
Gefäße, von einem Gebäude, (die Ruinen.) Die Trümmer eines gescheiterten
Schiffes.
Ja, sollte schon die Welt zu tausend Trümmern gehn, Opitz. Daß
noch der Staat nicht ganz zu Drümmern geht, Can.
Wo die Figur untadelhaft ist. Wenn es aber Hos. 19, 14 heißt:
zur Zeit des Streits, da die Mutter über den Kindern zu Trümmern ging; so ist
sie zu hart und ungewöhnlich. Verschiedene Schriftsteller, denen der wahre
Nominativ dieses Wortes nicht bekannt war, glaubten, er heiße der Trümmer, und
machten daher den Plural auch Trümmern. Beydes ist unrichtig und wider allen
Sprachgebrauch.
Kann ich sie nicht auf diesem Trümmer retten, So sterb ich
wenigstens mit ihr, Zachar.
Von welchem Nominativ man sonst wohl nicht leicht ein
Beyspiel wird anführen können. Anm. Im Nieders. Droom, Drum, wo Drümmel auch
ein Prügel, Knüttel, Oberd. Drämel, Trämel ist. Schon im Griech. ist hier
nichtlateinischer Text, siehe Image, ein Stück. Im Schwed. ist Tram,
Trum, ein Strunk, Isländ. Trumba, und im Angels. Trume, der Stamm. Der stumpfe
dumpfige Laut dieses Wortes druckt den Begriff der Kürze und Dicke sehr
bestimmt aus, entweder, so fern ein so beschaffenes Stück in der Handhabung oft
diesen Laut von sich gibt, oder auch so fern das Zerschlagen oder Zerbrechen
mancher festen Körper mit diesem Laute verbunden ist. Trumm ist eigentlich ein
Intensivum von dem noch Niederd. Droom, Drum, wo der einfache Lippenlaut und
das lange ungewöhnlich oder nicht stumpfe o den Begriff einer größern
Ausdehnung in die Länge gewähret; wohin denn auch das Oberd. Tram, ein Balken,
gehöret, (
S. dasselbe), ingleichen Trumpfen und Strumpf.
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709-710]