Die Tiefe
, [
601-602] plur. die -n. 1. Als ein
Abstractum und ohne Plural, außer von mehrern Arten, oder von dieser
Beschaffenheit in mehrern Individuis, die Eigenschaft eines Dinges, da es tief,
d. i. unter der angenommenen oder gewöhnlichen Horizontal-Linie, befindlich
ist; ingleichen Entfernung unter dieser Horizontal-Linie. Die Tiefe eines
Brunnens messen. Eine Tiefe von zwanzig Ellen. eine grundlose Tiefe. Auch in
einigen Fällen von der horizontalen Entfernung. Die Tiefe eines Hauses, dessen
Breite von der Vorderwand gerechnet bis zur Hinterwand. Die Tiefe eines
Zimmers, dessen Länge. Ingleichen in den meisten figürlichen Bedeutungen des
Wortes tief. Die Tiefe des Schlafes, der Erniedrigung, der Farben, der Töne.
Die Tiefe der Weisheit Gottes, ihre unergründliche Beschaffenheit. Die Tiefe
der Erkenntniß, diejenige Eigenschaft, da alle Merkmahle einer Sache zur
Deutlichkeit gebracht werden. 2. Ein tiefes Ding, ein tiefer Ort, als ein
Concretum. (1) In mehr eigentlichem Verstande, wo man einen jeden tiefen, d. i.
weit unter der Horizontal-Linie befindlichen Ort oder Raum, eine Tiefe nennet.
Eine grundlose Tiefe, ein Abgrund. Aus der Tiefe rufe ich zu dir, Ps. 130, 1.
Gewiß, das Herz eines Frauenzimmers ist eine unergründliche Tiefe, Krüg.
Besonders wird ein tiefes Wasser, und der tiefste Theil einer großen Sammlung
Wassers die Tiefe genannt. Auf die Tiefe fahren, auf das hohe Meer. Es war
finster auf der Tiefe, 1 Mos. 1, 2. In die Tiefe des Meeres versenken. In die
Tiefe kommen, gerathen. Wie Gott die Erde auf Tiefen lagert, Herd.
Als ich urplötzlich einen Drachen Aus blauer Tiefe steigen
sah, Raml.
(2) In verschiedenen figürlichen Bedeutungen. Besonders uner-
gründliche Beschaffenheit, unerforschliche Gesinnung. Die Tiefen der Gottheit,
2 Cor. 2, 10. Tiefen des Satans, Offenb. 2, 24.
Der Schönen Herz hat unergründte Tiefen, Gell.
Anm. Bey dem Ottfried Diufi, im Tatian, der es auch von dem
hohen Meere gebraucht, Tiufi, bey dem Willeram Toife, in Oberschwaben noch
jetzt Diafi, bey den Bergleuten Teufe, (
S. dieses Wort,) im Dän. Dyb, im Nieders. mit der
Endsylbe -te, Diepte, Deepte, bey dem Ulphilas Diupita, im Holländ. Diepte.
[
601-602]