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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Teppich

, [555-556] des -es, plur. die -e, eine jede zierliche, besonders gewirkte Decke, womit die Wände, Fußböden, Tische, Sitze, Altäre u. s. f. zur Zierde bekleidet werden. Teppiche an der Hütte des Stiftes, 2 Mos. 26, 1; womit die Wände bekleidet wurden. Den Himmel, wie einen Teppich ausbreiten, Ps. 104, 2. Die Wände des Zimmers mit Teppichen behängen. Lederne, seidene, wollene Teppiche. Der Wandteppich, Tischteppich, Fußteppich, Altarteppich u. s. f. Das Wort ist im Oberdeutschen am gangbarsten, indem die Wandteppiche im Hochdeutschen unter dem Nahmen der Tapeten am bekanntesten sind. Doch gebraucht man es hier noch von dergleichen zierlichen Bedeckungen der Tische, Fußböden u. s. f. Mit einer Person auf den breiten Teppich treten, figürlich, mit ihr copuliert werden, weil dergleichen Personen an manchen Orten während der Trauung auf einen Teppiche stehen. Im Oberdeutschen sagt man auch, etwas auf den Teppich bringen, wofür im Hochdeutschen das Wort Tapet üblich ist. Figürlich ist in der Gartenkunst der Teppich ein großes Rasenstück, welches wie ein Teppich mit Blumen besetzt wird. Anm. Schon in den Monseeischen Glossen und im Schwabensp. Tepih. Das gleichbedeutende aber durch den Hochdeutschen Sprachgebrauch eingeschränkte Tapete ist unstreitig aus dem Lat. Tapes entlehnet; dieser Teppich aber scheinet, seiner völlig Deutschen Gestalt wegen, ein echtes Deutsches Wort zu seyn, welches mit dem Lateinischen aus Einer und eben derselben ältern Quelle herstammet, und eine jede Decke bedeutet zu haben scheinet. In dem zu Basel 1523 gedruckten neuen Testamente wird es als ein unbekanntes Wort durch Gautter, Golter, Sergen erkläret. [555-556]
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