Steif
, [
329-330] -er, -este, adj. et adv.
unbiegsam, was sich nicht biegen lässet. 1. Eigentlich, wo es so wohl überhaupt
von dieser Eigenschaft gebraucht wird, als auch in engerm Verstande von solchen
Körpern, welche gewöhnlich biegsam sind. Es bezeichnet alsdann einen geringern
Grad der Unbiegsamkeit als das intensive starr. Steife Leinwand, welche mit
Gummi steif gemacht worden; im Oberd. starr. Mosis Hände blieben steif, 17, 12.
Steife Stiefeln. Die Kleider, die Finger sind ganz steif gefroren. Einen
steifen Hals, steifen Arm haben. Das Pferd ist steif, wenn es die Gelenke in
den Füßen nicht biegen kann, wenn sie stehen. In einigen Fällen auch von
weichen Körpern, wenn sie einen hohen Grad der Dicke haben. Steifer Matz,
steifer Käse, in einigen Gegenden ein Nahme des Streichkäses oder Quarkes.
Ehedem bedeutete es auch fest, unbeweglich, im eigentlichen Verstande; in
welchem es aber im Hochdeutschen veraltet ist.
Diß Ganze hier, der Erden schönes Haus, Hat er so steif
gesetzet aus und aus, Opitz. Dein Same ist von mir unendlich steif gesetzet,
eben ders. Die Erde hat er auch auf ihren Fuß
So steif gesetzt, daß ihr Grund bleiben muß, eben ders.
Auf welche Bedeutung sich noch einige der folgenden
figürlichen beziehen. 2. Figürlich. (1) Steif auf etwas sehen, mit unverwandten
Augen, wofür auch starr üblich ist. Jemanden steif in die Augen sehen. Steif
auf die Erde sehen. Es ist hier nur als ein Nebenwort gangbar. (2) Standhaft,
fest im figürlichen Verstande, mit anhaltender Anstrengung des Gemüthes. Sich
etwas steif vorsetzen. Steif über etwas halten. Er hält steif über den alten
Adel.
Ich bilde steif mir Gottes Beystand ein, Opitz. Weil alle
steif auf ihren Sinn beharrten, Gell.
Besonders in Verbindung mit dem Worte fest. Steif und fest
auf etwas beharren. Es ist steif und fest beschlossen, unveränderlich.
Ich werde steif und feste daran hangen, Opitz.
Im Hochdeutschen ist es auch hier als ein Nebenwort am
üblichsten; in einigen Provinzen hingegen sagt man auch, ein steifer Vorsatz,
ein fester; eine steife Liebe, eine standhafte; ein steifes Vertrauen, ein
festes. (4) Auf eine fehlerhafte Art unbiegsam und gerade, von Dingen, welche
eine angenehme Biegsamkeit haben sollten, und in weiterm Verstande, gezwungen,
von Stellungen, Gewerben u. s. f. Er stehet so steif da wie ein Klotz. Ein
steifes Compliment. Die steife Förmlichkeit im Umgange. Die stolze Hofdame,
welche ihrer Frau eine steife Verbeugung und ein durchlauchtiges Lächeln
abgeborgt hat. In seinem Betragen steif seyn.
Ein Sprößling eigennützger Ehe, Der stolz und steif und
bürgerlich Im Schmausen keinem Fürsten wich, Haged.
Anm. Im Nieders. stief, im Angels. stif, im Engl. stiff, im
Schwed. styf, im Isländ. stifur, im Griech. hier nichtlateinischer Text,
siehe Image, welches so wohl steif als fest bedeutet. Es ist allem
Ansehen nach mit Stab Eines Geschlechtes, und stammet mit demselben vermittelst
des veränderten Endlautes von stehen ab. Im Niedersächsischen ist auch stävig
für steif üblich, welches seine Abstammung von Stab, Niedersächs. Stav, noch
weniger verläugnen kann. [
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