Staunen
, [
313-314] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, vor Verwunderung gleichsam stumm, unbeweglich da
stehen, da es denn zur Bezeichnung des höchsten Grades der Verwunderung
gebraucht wird. Es ist ein altes Deutsches Wort, welches für sich allein im
Hochdeutschen veraltet ist, im Oberdeutschen aber gangbar geblieben.
Du staunst; es regt sich deine Tugend, Hall.
Nach dem Beyspiele Hallers und einiger anderer neuerer
Schweizerischer Schriftsteller, ist es auch von den Hochdeutschen in der höhern
Schreibart wieder eingeführet worden, da man es bisher in dieser Mundart nur in
dem zusammen gesetzten Erstaunen kannte.
S. dasselbe, ingleichen Anstaunen. Anm. Auch im
Englischen ist stunned, betäubt, und Stunning das Betäuben. Frisch leitet das
Deutsche von Stein her, als wenn es eigentlich vor Verwunderung versteinert
werden, bedeutete. Allein man muß den Ursprung allem Ansehen nach höher suchen.
Die Endsylbe -nen ist bey den Zeitwörtern in den meisten Fällen ein Zeichen
eines Intensivi; das Stammwort müßte also stauen gelautet haben, wovon
stauenen, zusammen gezogen, staunen, geworden. Stauen, oder Oberd. stauchen
drückt zwar heutiges Tages seinen eigenen Laut und Begriff aus, ist aber auch
sehr nahe mit stehen verwandt, und kann auch unbeweglich da stehen und da
stehen machen, bedeuten, welcher Begriff mit dem Staunen unstreitig verbunden
ist. (
S. auch Erstaunen.) Das Franz. etonner, ehedem estonner,
ist genau damit verwandt. [
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