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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Stabzehente | | Die Stachelähre

Der Stachel

, [265-266] des -s, plur. die -n, ein Ding, welches sticht, ein Werkzeug zum Stechen, in welchem Falle viele spitzige Werkzeuge und Theile der Körper, wenn sie keinen andern eigenen Nahmen haben, Stacheln genannt werden. Dergleichen sind die Stacheln an den Wassernüssen, Dornen, Igeln, Stachelschweinen, an den Getreidearten, welche auch Agen, Acheln, Gracheln, Grannen genannt werden, ingleichen die Stacheln der Bienen, Wespen u. s. f. Sprichw. wer Honig lecken will, muß den Stachel (der Bienen) nicht scheuen. Dornen und Stacheln werden, wenn von spitzigen holzartigen Auswüchsen an Gewächsen die Rede ist, zwar gemeiniglich als gleichbedeutend gebraucht; allein in der Botanik unterscheidet man sie noch, und nennet Stacheln oder Spinas, dergleichen Auswüchse, welche aus dem Holze durch die Rinde hervor ragen, Dornen oder Aculeos aber, wenn sie nur an der Rinde befestiget sind. In vielen Fällen ist der Stachel auch ein mit einer scharfen Spitze zum Stechen versehenes Werkzeug. Dahin gehöret der Stachel oder Treibestachel, ein Stecken mit einem eisernen Stachel das Zugvieh damit anstatt der Peitsche anzutreiben, eine morgenländische Gewohnheit, welche auch noch in manchen Gegenden Europens üblich ist. Daher die biblische R. A. es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken, (zu läcken, hinten auszuschlagen,) Apost. 9, 5, Kap. 26, 14. Bey dem Notker, uuider garte ze spornonne. In einer Art kleiner Schlitten pflegt man sich selbst mit Stacheln, d. i. Stäben, welche an einem Ende eiserne Spitzen haben, fortzuhelfen, ( S. Stachelschlitten.) Im Hüttenbaue sind die Stacheln drey Ellen lange vorn zugespitzte Eisen mit hölzernen Stielen, den Rohstein auf den hohen Öfen damit abzustechen. Auf den Schmelzhütten heißt dieses Werkzeug das Stecheisen. Und so in andern Fällen mehr, dagegen in noch andern ein solches Werkzeug seinen eigenen Nahmen hat. Anm. Dieses Wort ist vermittelst der Ableitungssylbe -el, welche hier ein Werkzeug bedeutet, von dem Zeitworte stechen gebildet, ( S. dasselbe.) Im Oberdeutschen ist es häufig weiblichen Geschlechtes, die Stachel, in welchem es auch Hiob 40, 21 vorkommt: kannst du ihm mit einer Stachel die Backen durchbohren? Welches im Hochdeutschen im Plural beybehaltene Geschlecht vermuthlich auch Ursache ist, daß dieses Wort in der Mehrheit Stacheln, und nicht wie andere Masculina Stachel hat. [265-266]
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