Spitzen
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215-216] verb. reg. act. 1. Spitzig
machen. So spitzen die Nadler die Nadeln, wenn sie selbige spitzig schleifen.
Die Feder spitzen, spitzig schneiden. Nach einer größten Theils veralteten
Figur ist, die Feder wider jemanden spitzen, ihn schriftlich mit bittern oder
lebhaften Vorwürfen angreifen. Den Mund zum Pfeifen spitzen. Die Ohren spitzen,
aufmerksam zuhören.
Er wird die Ohren spitzen, Wenn er erfährt, was unsre Absicht
ist, Wiel.
In eben demselben Verstande sagt schon Ovidius cacuminare
aures. Die Figur ist von einigen Thieren, z. B. den Pferden, entlehnt, welche
die Ohren spitzig heraus, oder in die Höhe recken, wenn sie scharf hören
wollen. Sich auf etwas spitzen, figürlich und in der vertraulichen Sprechart,
sich Hoffnung auf oder zu etwas machen. Frisch leitet diese Figur von einem
veralteten sich erspitzen, sich mit Spitzen putzen, her; allein
wahrscheinlicher ist es eine Figur von dem Spitzen so wohl der Ohren als auch
des Mundes zu dem Genusse einer angenehmen Sache. Vollständiger singt Hagedorn:
Ihr lacht und spitzt den Mund auf Küsse.
In Preußen sagt man dafür sich erspitzen, und in Schlesien
sich verspitzen.
Die Themis, kömmt mir vor, verspitzt sich schon auf ihn.
Günth.
2. Im entgegen gesetzten Verstande ist spitzen in einigen
Fällen der Spitzen berauben. In der Würtembergischen Waldordnung bey dem
Frisch, bedeutet jemanden die Finger spitzen, ihm selbige abhauen. Die
Hutmacher spitzen das Haar an den Hasenfellen, wenn sie die Spitzen der groben
Haare mit einer Scheere abschneiden, damit sie nicht länger sind, als die
seinen. Bey den Müllern wird der Rocken und Weitzen zuweilen gespitzet, wenn
man nur die Spitzen von den Körnern abstoßen lässet, welches besonders bey dem
Weitzen, wenn er den Spitzbrand hat, vermittelst des Spitzbeutels geschiehet;
worauf er erst gegrieset, d. i. zu Gries gemahlen, der Rocken aber geschroten
wird. So auch das Spitzer. [
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