Sich
, [
69-70] das zurück kehrende Fürwort
der dritten Person, welches nur in der dritten und vierten Endung vorhanden
ist, und in denselben so wohl in allen Geschlechtern, als auch im Singular und
Plural unverändert bleibt. Es wird gebraucht, wenn von der dritten Person oder
Sache eine Handlung gesagt wird, die diese dritte Person oder Sache nicht nur
selbst thut, sondern die auch dabey auf sie selbst zurück gehet. Er hat es sich
selbst zu danken. Sie schreibt sich alles selbst zu. Schämet ihr euch denn
nicht? Sie hat endlich ihr ja von sich gegeben. Große Seelen halten sich an den
Himmel fest, und lassen die Erde unter sich fortrollen, Dusch. Mein Herz
erweitert sich von einem frohen Stolze, eben ders. Da ihm denn oft um des
Nachdruckes willen noch das selbst zugesellet wird. Sind sie denn nicht bey
sich selbst. Wenn sich der Plural ist, und eine Handlung angedeutet wird, die
nicht bloß von jedem Dinge unter den mehrern auf sich selbst, sondern auch auf
die andern zurückkehret, so kann dafür auch einander gesetzet werden. Sie
lieben sich wie Kinder, oder einander. Gleiche und einander (oder sich)
entgegen gesetzte Kräfte heben sich, (oder einander) auf. Sie sind alle gleich,
oder sie sind alle einander gleich. Herzen, die sich für einander geschaffen
fühlen; wo die Wiederhohlung des sich einen Übelklang verursachen würde.
Welches aber nicht Statt findet, wenn die Handlung nur auf jedes der mehrern
allein zurückkehret. Sie schämen sich, nicht einander. In den anderen Personen
hat man keine eigenen Reciproca, sondern die persönlichen Fürwörter vertreten
ihre Stelle. Du liebest dich, ich schäme mich dessen nicht. Im Oberdeutschen
gebraucht man auch in der dritten Person für sich häufig die persönlichen
Fürwörter er, sie, es, welches auch Luther einige Mahl nachgeahmet hat. Unser
keiner lebt ihm selber, unser keiner stirbt ihm selber. Er gedacht ihm, für bey
sich, Theuerd.
Sieht man den Tod für ihm, der Hochmuth legt sich wohl, Opitz.
Weil ein jeder ihm fast mehr oder weniger zutraut, als er
eigentlich im Vermögen hat, eben ders.
Ein andrer läßt ihm nicht an einer Welt begnügen, Günth.
Im Hochdeutschen pflegt man oft die Verba reciproca
unpersönlich zu gebrauchen. Hier sitzt sichs nicht gut, für man sitzt hier
nicht gut, oder hier ist nicht gut sitzen. Bey einem leeren Magen kann sichs
unmöglich zärtlich lieben. Welches denn in den Oberdeutschen Kanzelleyen so
weit als möglich getrieben wird. Dagegen ist mit dürren Worten sich erkläret
worden, für man hat sich u. s. f. Anm. Schon bey den ältesten Oberdeutschen
Schriftstellern sich, bey dem Ulph. sik, und mit einem andern Endlaute sis, im
Schwed. sig, bey den Krainer. Wenden sebi. [
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