Selig
, [
51-52] -er, -ste, adj. et adv.
welches ehedem nicht nur allein reich, sondern auch gut bedeutete, in diesen
Bedeutungen aber längst veraltet ist. Es bedeutete noch, 1. in einem hohen
Grade glücklich, und sich dieses Zustandes mit herrschender Lust bewußt.
Dem, der wol bitten kan, Der wirt vil lichte ein selig man,
Graf Rud. von Niuwenburg.
Selig si min liebe frowe, Die mir froeit das herze mit dien
sinnen, Markgr. Heinr. von Meissen.
Und so in vielen andern Stellen mehr.
- Bey glauben ich dir versprich, Dich reich und selig zu
machen, Theuerd, Kap. 36.
Ingleichen sehr häufig in der Deutschen Bibel, wo es oft auch
nichts anders als glücklich bedeutet. Im Hochdeutschen hat man es um der
Zweydeutigkeit mit den folgenden Bedeutungen willen veralten lassen, und dafür
das bestimmtere glückselig eingeführet; nur einige neuere Dichter gebrauchen es
noch in der veralteten Bedeutung.
Wenn er, ein Gott Ostr. durch unsere Fluren Im seligsten
Triumphe fährt. Raml.
2. In engerer Bedeutung. (1) Der himmlischen Glückseligkeit
nach diesem Leben theilhaftig. Selig werden, selig sterben. Die Seligen im
Himmel. Gott habe ihn selig, eine im gemeinen Leben übliche Formel, eines
Verstorbenen zu erwähnen. In der Römischen Kirche nennet man im engern
Verstande diejenigen selig, welche in dem Geruche der Heiligkeit gestorben
sind; welche die Kirche zur Canonisation bestimmt hat, und ihre Verehrung zum
voraus billiget, ob sie gleich noch nicht canonisiret worden; zum Unterschiede
von dem heilig. Im weitesten Verstande nennet man alle in der
Kirchengemeinschaft verstorbenen Personen selig, ohne eben dadurch die
Beschaffenheit ihres Zustandes zu bestimmen, und da hat man nach dem
Unterschiede des Standes auch wohlselig, hochselig und höchstselig. Mein
seliger Vater, mein verstorbener Vater; wo man im gemeinen Leben auch wohl das
Beywort nach alter Art hinten zu setzen pflegt, mein Vater seliger. Der
wohlselige Graf, der höchstselige König. (2) Sich der Vereinigung mit Gott mit
anschauender Lust bewußt, und in diesem Bewußtseyn gegründet. Tugendhafte und
selige Empfindungen des Herzens gegen Gott, Gell. Besonders bey einigen neuern
sinnlichen Kirchengemeinden. Anm. Bey dem Ottfried salig, im Nieders. selig, im
Angels. saeli, im Engl. sely, im Schwed. salig, im Isländ. säl. Die erste
Bedeutung scheinet reich, begütert gewesen zu seyn, oder auch gut, wie denn
noch im Ulphilas sel, gut, bedeutet. Die Bedeutung des Glückes ist eine
gewöhnliche Figur des Reichthums, daher auch im Schwed. säll, glücklich ist.
Das Lat. Salus, unser Heil, und vielleicht auch das Lat. felix. sind nahe damit
verwandt. Das alte Oberdeutsche Selde, Heil, Wohlfahrt, Glück, ist veraltet,
und dafür das neue Seligkeit eingeführet. (Siehe das vorige, ingleichen 1
Sahl.) Wenn im gemeinen Leben und im Scherze selig oft im hohen Grade trunken
bedeutet, so kann solches eine Figur seyn, weil ein solcher Betrunkener sich
seines Zustandes mit vielem Vergnügen bewußt zu seyn scheinet; es kann aber
auch von dem Niedersächsischen sölig, schmutzig, abstammen, ob es gleich den
verächtlichen Nebenbegriff nicht hat, der ihm alsdann zukommen müßte.
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