Der Segen
, [
19-20] des -s, plur. ut nom. sing.
ein allem Anschein nach mit der christlichen Religion aus dem Lat. Signum, in
die Deutsche Sprache eingeführtes Wort, welches indessen in mehrern Bedeutungen
üblich ist. 1. Eigentlich, das Zeichen des Kreuzes, so fern es mit den Händen
gemacht wird, um dadurch übernatürliche Wirkungen hervor zu bringen, in welchem
Verstande es noch bey dem großen Haufen in der Römischen Kirche üblich ist. Den
Segen machen, das Zeichen des Kreuzes. Schon Ottfried gebraucht es B. 5. Kap. 1
in diesem Verstande. 2. In weiterer Bedeutung, verschiedene mit diesem Zeichen
des Kreuzes verbundene Formeln oder Reden. (1) Eine Formel, wo man durch
gewisse hergesagte Worte eine übernatürliche Wirkung hervor zu bringen sucht,
wohin denn auch die Zauber- und Beschwörungsformel gehören; bey welchen das
Zeichen des Kreuzes gemißbraucht wird; eine nur noch unter dem großen Haufen
übliche Bedeutung. Der Feuersegen, eine Formel, womit man eine Feuersbrunst zu
löschen glaubt; der Viehsegen, bezaubertes Vieh damit zu heilen; der
Fiebersegen, das Fieber damit zu vertreiben, der Wettersegen u. s. f. Daher den
Segen sprechen, eine solche Formel hersagen, der Segensprecher, oder Segner,
eine noch in den gemeinen Sprecharten übliche Benennung eines Beschwörers durch
dergleichen Formeln, u. s. f. (2) Ein Gebeth oder eine Gebethsformel, eine noch
in den Zusammensetzungen Morgensegen und Abendsegen übliche Bedeutung. Im
Oberdeutschen sagt man auch der Reise oder Wandersegen, das Gebeth eines
Reisenden, der Tischsegen, das Tischgebeth u. s. f. Indem dergleichen Gebethe
in der Römischen Kirche gleichfalls mit dem Zeichen des Kreuzes begleitet
werden. (3) Die feyerliche ehedem und eigentlich mit dem Zeichen des Kreuzes
verbundene Ankündigung der künftigen Gnade Gottes, künftiger Glückseligkeit von
Gott; wo der Plural nur von mehrern Formeln dieser Art üblich ist. (a)
Eigentlich. Jemanden seinen Segen geben. Der Segen, welchen ein sterbender
Vater seinen Kindern gibt oder ertheilet. Auch in den Kirchen, die feyerliche
mit dem Zeichen des Kreuzes verbundene Anwünschung der göttlichen Gnade. Den
Segen sprechen. (b) Figürlich, so wohl ein Versprechen eines künftigen Gutes,
eine nur in der Deutschen Bibel und biblischen Schreibart übliche Bedeutung. Es
werden über dich kommen alle diese Segen, 5 Mos. 28, 2. als auch jede
Anwünschung eines künftigen Gutes, im Gegensatze des Fluches; wo es nur
zuweilen noch in der höhern Schreibart gebraucht wird. Tausend Segen eilen für
dich gen Himmel, tausend gute Wünsche. 3. Figürlich, die Wirkung dieses
feyerlichen Segens und zwar, (1) Vervielfältigung des zeitlichen Vermögens, und
in weiterm Verstande, das Gedeihen, der gute Fortgang seiner Bemühungen, ohne
Plural; im Gegensatze des Unsegens. An Gottes Segen ist alles gelegen. Gott
gebe seinen Segen dazu, lasse es gedeihen. Den Segen Gottes spüren. Das bringt
keinen Segen. Dabey ist kein Segen. Mit Segen arbeiten. (2) Menge, Reichthum
von Gütern aller Art, besonders so fern derselbe als ein Geschenk des höhern
Wesens angesehen wird; ohne Plural, außer etwa von mehrern Arten. Der Ehesegen,
Kinder als ein Gut, als ein Geschenk Gottes betrachtet. Der Erntesegen die
Feldfrüchte, so fern sie ein Geschenk Gottes sind. Den Segen der Felder in die
Scheuer bringen. Von den Bäumen und vom Weinstock lächelt des Jahres Segen,
Geßn. Ihn entzückt jede Schönheit des wechselnden Jahres, jeder Segen der
Natur, eben derselbe.
Der uns mit einem reichen Segen Von Korn ein ganzes Jahr
ernährt, Gell. Von Jahren alt, an Gütern reich, Theilt einst ein Vater sein
Vermögen Und den mit Müh erworbnen Segen, u. s. f. eben ders.
Allerley geistlicher Segen, Ephes. 1, 3, geistliche Güter. Da
es denn zuweilen auch für Glückseligkeit überhaupt gebraucht wird, so fern sie
als eine Gabe Gottes angesehen wird. Jemanden zum Segen setzen, Ps. 21, 7, zum
Beyspiel aller Glückseligkeit aufstellen; eine bloß biblische Figur. Anm. Schon
bey dem Ottfried Segene, im Nieders. Segen.
S. das folgende. [
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