Schweben
, [
1725-1726] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, und durch seinen Laut die sanfte gelinde Bewegung
eines Dinges in einem flüssigen Körper, besonders in der Luft nachahmet. 1.
Eigentlich. Ein Ding schwebt in dem Wasser oder in der Luft, wenn es eine
sanfte kaum merkliche Bewegung in derselben hat; von einer stärkern Bewegung
ist im Wasser schwimmen und in der Luft fliegen üblich. Der Nebel schwebt auf
der Oberfläche des Wassers, der Luft. Die Wolken schweben in der Luft. Die
Weihe schwebt in der Luft, wenn sie sich ohne sichtbare Bewegung der Flügel in
der Luft sanft beweget, Nieders. scheren. Der Geist Gottes schwebete auf den
Wassern, 1 Mos. 1, 2. Der Adler schwebte über seine Jungen, 5 Mos. 31, 11.
Absalom schwebte zwischen Himmel und Erden, 2. Sam. 18, 9, als er mit den
Haaren hängen blieb. Er schwebte auf den Fittigen des Windes, Kap. 22, 11.
Zuweilen auch von einer stärkern Bewegung, doch mit dem Nebenbegriffe der
ungewissen Richtung. Wie ein Schiff auf dem ungestümen Meere schwebet, Sir. 33,
2. Wir gaben das Schiff dahin und schwebten also, Apost. 27, 15.
Sein Mord schwebt auf der Fluth mit ungestümen Schwingen,
Giseke.
Die Falten eines Gewandes schweben, in den schönen Künsten,
wenn sie in der Luft zu schweben, nicht angeklebt oder angeleimt zu seyn
scheinen. 2. In weiterer Bedeutung wird es oft von solchen Dingen gebraucht,
welche keine sehr sichtbare Befestigung in der Luft haben, in noch weiterer
Bedeutung aber auch von Flächen und Körpern, welche über uns befestiget sind,
und gleichsam über uns zu schweben scheinen. (
S. Schwebästrich.) Ein schwebendes Feld, im Bergbaue,
welches oben und unten, hinten und vorn verfahren ist, und nur noch seine
Bergfeste hat. Schwebende Mittel, eben daselbst, wenn oben und unten die Erze
weggenommen und nur noch einige Anbrüche stehen gelassen worden. Eine
schwebende First, eben daselbst, welche über sich hänget. Schwebende Sumpfe,
eben daselbst, welche auf einer Bühne oder Kasten gleichsam schwebend erhalten
werden, damit sie nicht in die tiefen Gebäude fallen können. Schwebende
Strossen, eben daselbst, welche durch über sich brechen gewonnen werden. 3.
Figürlich. 1) Schwebende Gänge, im Bergbaue, flache, horizontale oder meist
horizontale, zum Unterschiede von den seigern, d. i. senkrechten oder doch der
senkrechten Richtungen ähnlichen, wohin denn auch die Flötze gehören.
Dergleichen Gänge werden in der Sprache des Bergmannes mit einem sonst
ungewöhnlichen Worte auch schwebische genannt. Es ist hier eine Figur der
sanften horizontalen Bewegung. 2) In verschiedenen einzelnen R. A. Es schwebt
mir auf der Zunge, sagt man, wenn man sich auf einen Nahmen oder auf einen
Ausdruck nicht besinnen kann, und doch alle Augenblicke glaubt, daß man sich
auf ihn besinnen werde. Das schwebt mir immer vor Augen, ich erinnere mich
immer auf eine anschauliche Art daran. Hoch schwebende Gedanken. Zwischen
Furcht und Hoffnung schweben, in Gefahr schweben, sich befinden.
Swem nu sin herze in froeiden swebe, Graf Conrad von Kirchberg
So wolde ich in wunnen sweben, Heinr. von Sax.
In welchen R. A. es doch jetzt wegen des vielen Mißbrauches
der Dichter platt und ungeschmack geworden. So auch das Schweben. Anm. Schon im
Isidor im Imperf. suueibota, von dem Geiste Gottes, für schwebte, im Ottfried
sueben, im Engl. to swing. Es ahmet die sanfte Bewegung, welche es ausdruckt,
genau nach, und ist vermittelst des Zischlautes aus weben gebildet, so fern
dieses ehedem gleichfalls für schweben gebraucht wurde, in welcher Bedeutung es
noch bey dem Notker vorkommt. Schweifen, schwingen, das Nieders. swepen, (
S. Schwefze,) u. a. m. sind genau damit verwandt. Im
Angelsächs. ist swift geschwinde, im Oberd. schwaben, schwanken, im Schwed.
sväfva schwanken, hin und her bewegt werden, im Wallis. chwysio bewegen, welche
theils Intensiva von schweben sind.
S. auch Schwibbogen. [
1725-1726]