Schütten
, [
1693-1694] verb. reg. welches ein sehr
altes Zeitwort von vielfacher Bedeutung ist. Das doppelte t in der Mitte zeiget
schon an, daß es der Form nach ein Intensivum, dessen einfacheres Stamm- wort
schaden, scheden, scheiden, schuden u. s. f. gelautet hat, und so wie alle
Zeitwörter ursprünglich eine Nachahmung eines gewissen Lautes, wegen des
vorgesetzten Zischlautes aber wiederum ein Intensivum von einem alten gaden,
geden, (Nieders. geten, gießen,) u. s. f. war. Da einerley Laut oft mit sehr
verschiedenen Handlungen verknüpft ist, so rühretes daher, daß dieses Zeitwort
noch jetzt in manchen, der Bedeutungen noch sehr weit von einander entfernten
Fällen gebraucht wird, die man aber bey der Bildung der Wörter unter einerley
Laut empfunden hat. Ich will nur noch die jetzt gebräuchlichen anführen, denn
der veralteten oder in andern Sprachen gangbaren ist eine große Menge. ES ist
in doppelter Gestalt üblich. I. Als ein Activum. 1. * Bedecken, und figürlich
beschützen; eine jetzt veraltete Bedeutung, welche noch im Theuerdanke
vorkommt:
Der sy schirmet vnnd endtschüttet.
Wir gebrauchen in diesem Verstande das neue davon gemachte
Intensivum schützen, (
S. dasselbe.) Verwandt sind damit, in Ansehung der
ersten ursprünglichen Bedeutung, unser Scheide, Schatz, das Nieders. Schuut,
die Haut, Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , und
ohne Zischlaut, Haut, Hütte, Kutte und hundert andere mehr. Eine Figur eben
dieser Bedeutung ist das noch in Niederdeutschland gangbare schütten, pfänden,
welches doch nur von dem Viehe gebraucht wird, wenn es auf eines andern Grund
Schaden gethan hat, und bis zur Ersetzung dieses Schadens von dem Eigenthümer
eingesperret wird. Im Englischen ist so shut zuschließen, und im Nieders.
Schott ein Riegel, und schotten riegeln, in welchem Falle es aber auch von
schießen, Nieders. scheten, so fern es schnell schieben bedeutet, abstammen
kann. Von diesem schütten oder pfänden wird eine vereidigter Feldwächter auch
im Hochdeutschen eine Schütze genannt,
S. dieses Wort. 2. Gerinnen, wo es als ein Reciprocum
gebraucht wird. Die Milch hat sich geschüttet. Daher wird der geronnene Theil
der Milch in der Schweiz Schotten (
S. dieses Wort) und im Holländischen Hotte genannt. Es
scheinet hier ein Intensivum von scheiden zu seyn, welches gleichfalls active
für gerinnen machen gebraucht wird, die Milch mit Lab scheiden, geschiedene
Milch. Indessen kommt auch das Schwed. skutta, laufen, mit in Betrachtung,
welches so wohl zu scheiden, sich entfernen, als auch zu schießen, Nieders.
scheten, sehr schnell den Ort verändern, gehöret. Man sagt in eben demselben
Verstande, die Milch läuft zusammen. 3. * Heftig hin und her bewegen; eine
jetzt veraltete Bedeutung, von welcher, doch mit verschiedenen Graden der
Intension, jetzt schütteln und schüttern üblich sind. Kero gebraucht dafür
scutan, erscutan, womit auch die Lat. quatere, cutere in concutere, das Ital.
scuotere, das Wallach. skuturu und so ferner üblich sind. 4. In Menge und mit
einer Art von Heftigkeit gießen. 1) Eigentlich, wo es im Deutschen so wohl von
trocknen als flüssigen Körpern gebraucht wird. Von trocknen, wenn mehrere
derselben auf Ein Mahl und mit Heftigkeit ausgeleeret werden. Das Korn aus dem
Sacke schütten. Erde an die Bäume schütten. Die Steine in einem Winkel, auf
einen Haufen schütten. Die Äpfel aus dem Korbe schütten. Der Brauer darf nicht
mehr Malz schütten (zu einem Gebräude nehmen) als nöthig ist. (
S. Schutt.) Man soll den abgeschabenen Leimen
(abgeschabten Lehm) an einen unreinen Ort schütten, 3 Mos. 14, 41. Sie haben
das Geld zu Hauf geschüttet, 2 Chron. 34, 17. Von flüssigen Körpern, wo es ein
Intensivum von gießen, Nieders. geten, ist, und eine größere Menge, und größere
Heftigkeit andeutet, als dieses, oft aber auch mit demselben als gleich-
[
1695-1696] bedeutend gebraucht wird. Öhl in das Feuer
schütten. Du sollt das Salböhl auf sein Haupt schütten, 2 Mos. 29, 7. Alles
andere Blut sollt du an des Altars Boden schütten, V. 12. Der das Wasser auf
den Erdboden schüttet, Amos 5, 8. Schütte nicht, d. i. verschütte nichts von
dem flüssigen Körper. 2) Figürlich. (a) In der Landwirthschaft wird es zuweilen
absolute gebraucht, für, Getreide geben, entrichten. In Obersachsen muß ein
jeder dem Huthmanne das Lohngetreide nach der Hufe schütten. Dem Hirten
schütten, ihm sein bestimmtes Getreide geben oder entrichten. Das Vieh
verschütten, das Hirtenlohn von dem Viehe an Getreide entrichten. (Siehe
Schutt.) (b) Gebären, zur Welt bringen; eine bey den Jägern so wohl von den
Hündinnen und Wölfinnen, als auch von dem Wildbret übliche Bedeutung, wo es das
Ansehen eines Zeitwortes von der Mittelgattung hat, eigentlich aber ist der
Accusativ nur verschwiegen. (c) In reichem Maße ertheilen, in der biblischen
und höhern Schreibart. Gott schüttet seine Barmherzigkeit aus über sie, Sir.
18, 9. Da Verachtung auf die Fürsten geschüttet war, Ps. 107, 40. Schütte
deinen Grimm auf die Heiden, Ps. 79, 6. Er wird Strahlen über sie schütten, Ps.
140, 11. II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, wo es doch nur in
einigen Fällen für ergeben, ergiebig seyn, üblich ist, eigentlich aber auch
einen verschwiegenen Accusativ voraus setzet. Drey Schock Garben schütten drey
Scheffel, gaben so viele Körner. Das Getreide schüttet dieses Jahr reichlich,
gibt ein reichliches Maß von Körner. Auf eben die Art gebraucht man es auch im
Bergbaue, wo das Bergwerk, die Zeche schüttet, wenn viele und reiche Anbrüche
in derselben vorhanden sind. So auch das Schütten. Anm. In der vierten
Bedeutung des Activi, als der gewöhnlichsten bey den ältern Oberdeutschen
Schriftstellern scutan, im Nieders. schudden, im Engl. to shed, im Schwed.
skudda, im Wallis. ysgyddio, im Chald. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , im
Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - . Ohne Zischlaut
gehören auch theils gießen, Nieders. geten, theils das Nieders. keuten, gießen,
theils aber auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - ; dahin. Es ist hier eine
unmittelbare Onomatopöie eines starken Gießens. [
1695-1696]