Das Schrot
, [
1661-1662] des -es, plur. die -e, Dimin.
das Schrötchen, Oberd. Schrötlein. 1. Von schroten, der Quere nach zersägen,
zerhauen, zertheilen, zerschneiden, ist Schrot ein auf solche Art entstaudenes
Stück. 1) Eigentlich. Wenn man den Stamm eines Baumes in mehrere Stücke säget
oder hauet, um Breter daraus zu schneiden, Klafterholz daraus zu schlagen u. s.
f. werden diese Stücke Schrote genannt; welchen Nahmen im Forstwesen auch alle
dickere Stücken Holz bekommen, welche zu mehrern Scheiten gehauen werden
Müssen. Die Schrote zu den Brunnenröhren, die Blöcke, ehe sie zu eigentlichen
Röhren gebohret worden. Im Bergbaue wird ein Gevierte von Zimmerholz, womit ein
Schacht ausgezimmert wird ein Schrot genannt; ohne Zweifel auch, weil es aus
vier Schroten bestehet. Ein von einer Stange Eisen abgehauenes Stück heißt im
Eisenhandel ein Schrot. In weiterer Bedeutung ist Schrot in vielen Fällen ein
jedes Stück eines Ganzen, ein abgeschnittenes, abgesägtes, abgehauenes Stück.
Im Nieders. ist Schraad oder Schrot ein Stück Leinwand, welches der Länge nach
von einem ganzen Stücke abgeschnitten worden. Ein Betttuch bestehet aus zwey
oder drey Schroten, wenn es zwey oder drey solcher Stücke in der Breite hat. In
den Münzen werden die aus den Zainen gehauenen runden Stücke, welche hernach
gepräget werden, Schrote genannt daher denn auch figürlich das gehörige Gewicht
dieser Stücke das Schrot heißt welches doch nur in der R. A. Schrot und Korn
üblich ist, wo Schrot das gehörige Gewicht, Korn aber die gehörige Güte des
Metalles bezeichnet. Wachter lässet es sehr gezwungen von dem Arabischen Karat
abstammen. Nach einer noch weitern Figur gebraucht man diese R. A. von der
innern Güte eines jeden Dinges. Ein Mann von altem Schrot und Korn, der nicht
nur die dauerhafte Gesundheit, sondern auch die offenherzige Redlichkeit der
alten Deutschen hat. Ehedem gebrauchte man auch Schrot allein in ähnlichen
Figuren. So hat Frisch die Ausdrücke gefunden, nach altem Schrot, nach alter
Weise, auf seinen Schrot ziehen, seiner Weise folgen, diesen Schrot brauchen,
diesem Schrote nachfahren, dieser Weise folgen; welche vermuthlich auch aus den
Münzen entlehnet sind, wenn hier Schrot nicht vielmehr Schnitt überhaupt
bedeutet. Auch die Abgänge von dem Schneiden, Sägen oder Hauen, die davon übrig
bleibenden Stücke werden in manchen Fällen Schrote, und im Diminutivo
Schrötchen oder Schrötlein genannt. So führen diesen Nahmen in den Münzen die
übrig gebliebenen Stücke Silbers oder Kupfers, nachdem die Schrote zu den
Münzen ausgehauen oder ausgeschroten worden; ingleichen bey den
Oblaten-Bäckern, die Abgänge von den Oblaten, bey den Steinmetzen, die Abgänge
von den Steinen, da denn das Wort Schrot auch oft collective gebraucht wird.
Das in manchen Fällen gleichbedeutende Krätz, Gekrätz, ist damit verwandt, (
S. 2 Krätze.) Die äußersten Enden des gewebten Tuches
führen in manchen Gegenden gleichfalls den Nahmen des Schrotes, (
S. auch Anschrote.) In noch weiterer Bedeutung sind
Schrote alle kleine Stücke eines Ganzes; wo es besonders als ein Collectivum,
folglich ohne Plural, außer von mehrern Arten, in zwey Fällen üblich ist. 1)
Klein gehackte Stücke Bley oder Eisen, damit zu schießen, heißen collective
Schrot, zuweilen auch Hagel. Wolfsschrot, Fuchsschrot, Hasenschrot u. s. f. da
denn in weiterer Bedeutung auch die runden gegossenen Bleykörner, deren man
sich statt des gehackten Bleyes bedienet, diesen Nahmen führen. Es ist hier als
ein Collectivum am üblichsten, mit Schrot schießen; doch gebraucht man es auch
von einzelnen Körnern dieser Art, zwey, drey Schrote oder Schrotkörner. 2)
Gröblich gemahlnes und ungebeuteltes Getreide heißt in den Mühlen und in der
Hauswirthschaft Schrot; Nieders. Schradels, Schradkorn, Böhm. Ssrot. Die
Schweine mir Schrot füttern. Gerstenschrot, Rockenschrot. Bohnenschrot,
Erbsenschrot u. s. f. gröblich gemahlne Bohnen oder Erbsen. 2) * Figürlich, wo
es in einigen Gegenden und in einigen Fällen etwas kleines in seiner Art
bedeutet zu haben scheinet. Bey dem Frisch ist Schrötlein ein kleines Gehölz.
Auch die Oberdeutsche Benennung des Alpes, da er Schröter, Schrötlein, Schretz,
Schretzel u. s. f. heißt, scheinet dahin zu gehören, ob sie gleich auch noch
andere Ableitungen leidet. 2. In einigen Fällen scheinet dieses Wort auch den
Begriff eines hohlen Raumes zu haben. Im gemeinen Leben mancher Gegenden werden
die Behältnisse oder Kapseln, welche die Landleute aus jungen Baumrinden
machen, die Erdbeeren, Heidelbeeren u. s. f. darein zu sammeln, Schrote
genannt. An andern Orten heißen sie Kietzen, (
S. 2 Kietze.) In den Bergwerken wird so wohl das Gebäude
an der Seite der Radstube, als auch das kleine Gebäude über dem Rande, welches
auf dem untersten Säulwerke stehet, das Schrot genannt; welchen Nahmen sie aber
auch führen können, weil sie vielleicht aus Schroten oder Blöcken aufgeführet
sind, zumahl da das erste dieser Gebäude auch das Schrotwerk genannt wird. Das
Geschröte, so fern es von dem Hodensacke gebraucht wird, und das Lateinische
gleichbedeutende Scrotum gehören gleichfalls hierher, so wie ohne Zischlaut
auch Grotte damit verwandt ist. (
S. Schroten.) In einigen, besonders Oberdeutschen
Gegenden, ist dieses Wort im männlichen Geschlechte üblich, der Schrot; im
Hochdeutschen ist das ungewisse das gangbarste. [
1661-1662]