Schnellen
, [
1599-1600] verb. reg. welches in
doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit den Hülfswörtern haben
und seyn. 1. Eigentlich, sich mir Schnell- oder Federkraft schnell fortbewegen.
Ein gespannter elastischer Körper schnellt zurück, schnellt ab, wenn er seiner
Schnellkraft schnell und ohne Hinderniß überlassen wird; mit seyn. Eine Feder
schnellen lassen, wenn sie gespannt war, und man sie nunmehr sich selbst
überläßt. In weiterer Bedeutung läßt man auch eine Wage schnellen, wenn man sie
ungehindert schnell auf- oder niedersteigen läßt. 2. * Figürlich, schnell seyn,
eilen, mit haben; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher man
ehedem sagte, schnelle dich, d. i. eile. Angels. snellian. Die Jäger gebrauchen
es noch zuweilen von dem Leithunde figürlich, wenn er vorschnell oder voreilig
anschlägt. II. Als ein Activum. 1. Denjenigen Schall hervor bringen, welchen
dieses Zeitwort nachahmet, wo es in der anständigen Sprechart für knippen,
schnippen, Knippchen, Schnippchen schlagen, üblich ist, und alsdann auch wohl
schnallen und intensive schnalzen lautet, (siehe diese Wörter.) Mit den Fingern
schnellen.
Unterdeß thut der am besten, Wer zu Trotz der tollen Welt, Bey
vergnügt und klugen Gästen, Lustig mit den Fingern schnellt, Günth.
2. Jemanden schnellen ist auch in vielen Gegenden, ihm mit
dem an den Daumen gedruckten und mit Schnellkraft los gelassenen Mittelfinger
einen schnellen Stoß geben, wofür im Oberdeutschen auch schnallen und schnalzen
üblich ist. Jemanden auf die Finger schnellen. Jemanden vor die Nase schnellen,
ihm einen Nasenstüber geben. (
S. Schneller.) Bey den Jägern schnellt man den Leithund,
wenn man ihm mit dem Hängeseile einen Zucker, d. i. einen mit einem Zuge
verbundenen Schlag auf den Rücken gibt. 3. Schnellen machen, mit Schnellkraft
forttreiben. 1) Eigentlich. Los schnellen, einen gespannten elastischen Körper
seiner Schnellkraft überlassen. Füchse schnellen, sie mit Schnellkraft in die
Höhe werfen, wofür auch prellen üblich ist. Einen Stein in die Luft schnellen.
Jemanden in das Wasser schnellen, mit Schnellkraft stoßen. Das Rad schnellt den
Roth in den Wagen, wofür man auch schlenkern sagt. 2) Figürlich. Jemanden
schnellen, ihn durch Geschwindigkeit, und in weiterm Verstande, auch durch List
bevortheilen. Um zehen Thaler geschnellt werden. Schwed. snilla. Prellen ist in
eben diesem Verstande üblich. So auch das Schnellen. Anm. Schnellen gehöret zu
schnallen, welches eigentlich das Neutrum von schnellen ist, aber doch einen
gröbern Laut nachahmet als dieses.
S. dasselbe. [
1601-1602]