Der Schnabel
, [
1581-1582] des -s, plur. die Schnäbel,
Diminut. das Schnäbelchen, Oberd. Schnäbelein. 1. Eigentlich, das verlängerte
hornartige Maul der Vögel. Ein krummer, gerader, spitziger, stumpfer Schnabel.
Der Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. 2. Figürlich. 1) Der
menschliche Mund; doch nur im Scherze. 2) Wegen einiger Ähnlichkeit bekommen
mehrere hervor ragende und spitzig zulaufende Theile eines Dinges den Nahmen
eines Schnabels. Dahin gehöret der Schnabel an manchen Arten von Zangen, an den
ehemahligen langen spitzigen Schuhen, an den ehemahligen Schiffen, an den
Blasebälgen, an der Hinterachse eines Wagens, wo er aus zwey spitzig
zulaufenden Hölzern bestehet, und auch die Schere heißt, an einer Schreibfeder,
an manchen Arten von Flöten, u. s. f. Bey den Jägern ist der Schnabel eine
hölzerne Gabel, welche man dem Hühnerhunde unter dem Halse anschnallet, damit
er den Kopf hoch tragen lerne. Auch bey den Maurern wird das hervor ragende
Ende einer Dachrinne oft der Schnabel genannt, und so in andern Fällen mehr.
Anm. Schon bey dem Ottfried Snabul, bey dem Notker Snabel, im Nieders. Snavel,
Snibbe, Snippe, im Schwed. Snabel. Die meisten Wortforscher bleiben bey
schnauben und schnappen stehen, welche unmittelbare Onomatopöien sind, und nur
auf eine entfernte Art hierher gehören. Die letzte Sylbe ist die
Ableitungssylbe, welche so wohl ein Werkzeug als ein Subject bedeutet. Ohne
dieselbe ist im Nieders. Snau so wohl Schnabel als Schnautze, und ohne
Zischlaut, im Nieders. Nibbe, Hamb. Nüff, so wohl der Schnabel als die Nase,
Angels. Nebb, Engl. Nib, Holländ. Neb, Dän. Näb, Schwed. Näbb und Näf, welches
so wohl den Schnabel als den Kopf bedeutet. Es scheinet, daß alle diese Wörter
überhaupt ein jedes hervor ragendes Ding bedeutet haben, so daß auch unser Nabe
und Nabel, das Schwed. Nabb, ein Vorgebirge, u. a. m. dahin gehören. Das
Stammwort ist noch in dem Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , hervor sprossen, übrig, (
S. auch Knopf) Bey den Krainerischen Wenden heißen die
Lippen Shnabli, und dem Plinius zu Folge hieß der Schnabel schon bey alten
Galliern Nebbe. [
1583-1584]