Schmiegen
, [
1573-1574] verb. reg. act. welches
eigentlich mit biegen gleichbedeutend ist, aber doch eine größere
Geschmeidigkeit andeutet, als dieses Zeitwort. Die Werkleute schmiegen eine
Wand, eine Mauer, wenn sie dieselbe nach einem Winkel unter oder über 90 Gr.
fortführen. Am üblichsten ist es als ein Reciprocum, sich schmiegen, sich
biegsam drehen oder winden. Schmiegt euch gehorsam, ihr bunten Ruthen, und
zerbrecht nicht unter dem Flechten, Geßn. Der Hund schmiegt sich vor seinem
Herrn, wenn er sich vor ihm windet, drehet und erniedriget, daher sagt man auch
figürlich, sich vor jemanden schmiegen, demüthigen. Er hat sich nicht gewöhnt
zu schmiegen und zu biegen, nachzugeben, sich in alle Zeiten und Umstände zu
schicken. Besonders mit dem Nebenbegriff des mit dieser Biegsamkeit verbundenen
Drückens. Der Weinstock schmiegt sich an den Ulmbaum. Schamhaft an Chloens
Busen geschmiegt, Geßn. Ingleichen der Verminderung seines Umfanges, da denn
der Begriff von smag, smeg, klein, mit eintritt, (
S. Schmächtig.) Sich in einen Winkel schmiegen. Die
Decke des Bettes ist so kurz, daß man sich darein schmiegen muß, Es. 28, 20.
Daher das Schmiegen, und in Einer Bedeutung auch die Schmiegung,
S. Schmiege 1. Anm. Im Nieders. smigen, im Angels. ist
smugan kriechen, und im Schwed. smyga schleichen. Ohne Zischlaut gehören auch
das Dän. myg, geschmeidig, das Schwed. mjuk, weich, odmjuk, demüthig, und das
Isländ. mykia, biegen, schmiegen, hierher. Im Oberdeutschen gehet dieses Wort
irregulär, so wie biegen; ich schmog oder schmug, geschmogen.
Ich aber schmug mich wie ein Meußlein, H. Sachs.
Eben daselbst hat man auch die im Hochdeutschen unbekannten
Intensiva schmicken und schmucken; in einem Stuhl geschmucket, H. Sachs. Unser
schmeicheln ist das Diminutivum davon. (Siehe dasselbe.) Bey dem Hornegk ist
Smewg so wohl das Zusammenziehen des Körpers, als auch figürlich Demuth,
ingleichen Armuth, Noth. [
1573-1574]