Münchener DigitalisierungsZentrum - Digitale BibliothekBSB - Bayerische Staatsbibliothek

Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

Suche

Neue ausführliche Suche

Die Schiedwand | | Die Schiefe

Schief

, [1443-1444] -er, -este, adj. et adv. verschoben, das ist, von der Horizontal- oder Perpendicular-Linie abweichend, und in weiterer Bedeutung, von der gehörigen Lage oder Richtung abweichend, 1. Eigentlich, wo man eine jede gerade Linie, wenn sie von der senk- oder wasserrechten Richtung, und im weitern Verstande, von der gehörigen Richtung, abweicht, schief nennet; daher es denn auch kommt, daß dieses Wort oft den Begriff des Fehlerhaften bey sich führet. Eine Säule stehet schief, wenn sie nicht genau senkrecht stehet. Der Tisch stehet schief, wenn er nicht völlig horizontal stehet, und im weitern Verstande, wenn er nicht mit den Wänden des Zimmers parallel stehet. Ein schiefer Winkel, in der Geometrie, dessen Senkel von der horizontalen und perpendicularen Richtung abweichen, im Gegensatze eines rechten; wohin denn so wohl die spitzigen als stumpfen Winkel gehören. Eine schiefe Fläche, welche von der horizontalen abweicht. Einen schiefen Hals haben, wenn er nicht perpendicular ist. Schief schreiben. Der Wagen hängt schief. Ein schiefes Maul machen, das Maul verziehen. Einen schiefen Seitenblick auf jemanden thun, ihn von der Seite ansehen. Die Perrücke sitzt schief, wenn sie nicht gerade sitzt. Krumm und schief sind sehr verschieden. Was schief ist, kann an und für sich selbst, seinen Theilen nach gerade seyn; das Schiefe beziehet sich bloß auf das Verhältniß der Richtung gegen andere Körper. Indessen gebraucht man doch schief in den gemeinen Sprecharten mancher Gegenden auch für krumm; z. B. schiefe Beine haben, krumme. Schräge ist ein anderes, aber doch mehr provinzielles Wort, für schief, indessen druckt es die von der senk- oder wasserrechten Richtung abweichende Richtung allgemein und überhaupt aus, ohne den Nebenbegriff des Fehlerhaften an sich zu haben, welcher dem Worte schief in den meisten Fällen anklebet. 2. Figürlich. 1) Eine Sache gehet schief, wenn sie nicht so gehet, wie sie soll und wie man wünschet. 2) Schief denken, schief urtheilen, unrichtig, nicht so wie man soll, und wie die Sache es efordert. Ein schiefes Urtheil, ein schiefer Gedanke. Ein Werk aus einem schiefen Gesichtspunkte beurtheilen, nicht aus dem gehörigen. Anm. In den gemeinen Sprecharten schäf, schef, schepp, scheif, schieb, schiebicht, im Nieders. scheev, im Engl. askew, skue, im Schwed. skef, im Griech. - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , link, welches aber auch eigentlich schief bedeutete, - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - - hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ein schiefes Maul, bey dem Scholiasten des Sophokles; im Lat. scaevus. Es stammet von schieben, verschieben her, wie aus dem Oberd. schiebicht für schief erhellet. Mit andern Endlauten gehören auch das Ober- und Niederdeutsche schäl, schell, schelch, ( S. Schel und Schielen,) und das Oberd. schech, scheg, scheck, schief, hierher. [1443-1444]
Die Schiedwand | | Die Schiefe