Schauern
, [
1383-1384] verb. reg. act. et neutr.
welches im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert, und das Intensivum
oder Frequentativum von schauen ist, so fern es ursprünglich eine schnelle
rauschende Bewegung bedeutet. Es kommt nach Maßgebung des Hauptwortes 3 Schauer
noch in folgenden Bedeutungen vor. 1. Es schauert, ist im gemeinen Leben
einiger Gegenden als ein Impersonale für es hagelt üblich. Noch häufiger
gebraucht man es, 2. von der zitternden vorüber gehenden Erschütterung der
äußern Haut, welche durch Kälte, einen hohen Grad des Abscheues, des
Schreckens, der Furcht u. s. f. verursacht wird. 1) Einen solchen Schauer
empfinden. (a) Als ein persönliches Neutrum, in welcher Gestalt es doch nur von
einigen Neuern gewagt worden. Sie würden schauern, wenn sie es hören sollten.
Der junge Baum weht und schauert und fühlet die Glieder im Morgen oder der
erweckten Schöpfung, Herd.
Verleihe mir auch Kraft zu dieser Bürde, Die Helden oft zu
tragen schauerten, Schleg.
(b) In der dritten Person, mit ausdrücklicher Benennung der
Haut, welche erschüttert wird, wo es mit der dritten Endung der Person
verbunden wird. Ich fürchte mich, daß mir die Haut schauert, Ps. 119, 120.
Ingleichen unpersönlich mit Auslassung des Wortes Haut. Es schauert mir, oder
mir schauert, wenn ich daran denke. Es schauert ihm vor dem Tode, oder ihm
schauert vor dem Tode. Der Unsterblichen (nämlich Seele) schauert vor ihrer
Zernichtung, Klopst.
Doch würde mir vor solchen Buben schauern, Schleg.
2) Schauer verursachen. Eine schauernde Stille herrscht
umher, Geßn. nur in der dichterischen Schreibart. Hierher gehöret auch das
unpersönliche es schauert, wenn es von einigen mit der vierten Endung verbunden
wird.
Es schauret (schauert) mich das Fleisch und auch er Sinn,
Opitz Ps. 119.
Welche Wortfügung doch im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. So
auch das Schauern. Einen höhern Grad des Schauerns druckt man durch schaudern,
und den stärksten durch schüttern, erschüttern aus.
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1383-1384]