Scharren
, [
1367-1368] verb. reg. act. et neutr.
welches im letzten Falle das Hülfswort haben erfordert, der Form nach das
Intensivum von dem veralteten scharen, und eigentlich eine unmittelbare
Nachahmung eines gewissen Lautes ist. Im gemeinen Leben ist das Scharren mit
dem Halse eine Art des Räusperns. Eine Art Krammesvögel, die wir unter dem
nahmen der Schnarre kennen, heißt daher im Oberdeutschen die Scharre. Besonders
ahmet es den Laut nach, welcher durch eine heftige Art des Reibens oder
Kratzens verursacht wird, da es denn auch diejenigen Handlungen ausdruckt,
welche mit diesem Schalle verbunden sind. Mit den Füßen scharren, mit den
Fußsohlen auf einem festen, besonders mit Sande bestreuten Boden, stark hin und
her fahren, wodurch dieser Laut hervor gebracht wird. Darum daß du mit deinen
Händen geklitschet, und mit den Füßen gescharret und - so höhnisch dich
gefreuet hast, Ezech. 25, 6. (
S. auch Ausscharren.) Die Hühner scharren mit den Füßen
in den Mist. Auch die Pferde scharren, wenn sie mit den Vorderfüßen die Erde
aufkratzen. Das Roß tobet und scharret in die Erde, Hiob 39, 24. (Siehe auch
Ausscharren, Einscharren, Verscharren.) Das auf dem Tische liegende Geld
zusammen scharren, zusammen raffen oder schieben. Figürlich ist Geld zusammen
scharren, Geld auf jede nur mögliche Art, ohne Wahl der Mittel, mit ängstlicher
Begier zusammen zu bringen suchen. Ingleichen mit gewissen Werkzeugen, wo es
eine heftige Art des Reibens, Schabens, oder Kratzens ist. Das Harz von den
Bäumen scharren, mit einer Art eines Messers. Die Feuermäuerkehrer scharen den
Ruß aus den Schornsteinen. Im Oberdeutschen scharret man auch die Rüben, welche
man in Ober- und Niedersachsen schabet. Daher das Scharren. Anm. Schon bey dem
Kero ist skerran auskratzen, und bey dem Ottfried scerran ausreißen, welches
aber zunächst zu dem verwandten zerren gehöret. Scheuern, schürfen, schurren,
u. a. m. sind gleichfalls damit verwandt, weil sie ähnliche Laute bezeichnen.
Im Niederdeutschen ist für scharren schragen üblich, und im Oberdeutschen hat
man auch die Hauptwörter Scharrsal und Scharricht, was ab- oder ausgescharret
wird. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, gehet dieses Zeitwort
irregulär.
Dieweil du uns so arg mit Drohen angeregt, Durchschorren wir
den Sand, Opitz;
für durch scharren.
Will mit der Aschen mich, wie er, verschorren seyn, ebend.
In andern Stellen hat er dagegen richtiger verscharrt und
eingescharret. Im Hochdeutschen ist es ohne Ausnahme regulär. Indessen sagt man
doch in einigen Gegenden schoren für scharren,
S. Scharrende. [
1367-1368]