Sagen
, [
1245-1246] verb. reg. act. welches im
weitesten Verstande einen gewissen Laut von sich geben bedeutet, dieser Laut
oder Schall sey übrigens von welcher Art er wolle. Diese Bedeutung, in welcher
es zugleich ein Neutrum ist, ist noch unter dem gemeinen Volke üblich, wo es
von allen Arten der Laute oder Schäbe gebraucht wird. Er fiel hin, das sagte
patsch! Er bekam eins hinter die Ohren, das sagte klapp! In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung ist sagen durch vernehmliche Töne, durch Worte zu
erkennen geben, bekannt machen; wo es allemahl ein Activum ist, welches
dasjenige, was bekannt gemacht oder ausgedruckt wird, entweder in der vierten
Endung oder in anderer Gestalt bey sich hat, wodurch es sich zugleich von den
Neutris reden und sprechen unterscheidet. Es kommen zwar einige Fälle vor, wo
es ein neutrales Ansehen hat, und für reden oder sprechen zu stehen scheinet,
z. B. du hast gut sagen, da hilft kein singen noch sagen; allein diese Fälle
sind selten. 1. Eigentlich. Was sagtest du? Ich habe es schon zwey Mahl gesagt.
Sagen sie etwas? Ich sage nichts. Er sagte, er sey nicht hier gewesen. Ich
sage, daß ich es thun will. Die Wahrheit sagen. Was sagen sie dazu, davon?
Davon wäre viel zu sagen. Sage es nicht weiter. Zu allem ja sagen. Ich habe
ihnen etwas zu sagen, ich habe ihnen sehr viel zu sagen. Was sagt man von mir?
Man sagt nicht viel Gutes von der Sache. Sage niemanden ein Wort davon. Sage es
rund heraus, kurz und gut. Ich möchte doch wissen, was sie mir zu sagen hätte,
Gell. Ich sage es ihnen frey heraus. Jemanden eine gute Nacht, einen guten
Morgen sagen. Ich hätte es nicht gewußt, wenn man mir es nicht gesagt hätte.
Sage mir nur, wie bist du dem bösen Menschen in die Hände gefallen? Weiße.
Nicht verliebt, zärtlich, wollen sie sagen, Gell. Sagen sie ihr noch nichts von
der Erbschaft. Sage es nur gerade heraus. Wohin auch folgende besondere R. A.
gehören. Einem Dank sagen, ihm danken. Für jemanden gut sagen, Bürge für ihn
werden. Das ist genug gesagt. Was wollen sie damit sagen, zu erkennen, zu
verstehen geben? Wie gesagt, wie ich gesagt habe.
Ich bin ihm, wie gesagt, nicht feind und auch nicht gut, Gell.
Unter uns gesagt, wenn etwas eben nicht jedermann wissen
soll. Und, zu dir gesagt, er war auch nicht der Mann, u. s. f. Weiße. Ich habe
mir sagen lassen, man hat mir gesagt. Ich habe mir wohl sagen lassen, daß meine
Frau Muhme sehr fromm ist, Gell. Wie, oder was ich ihnen sage, eine im gemeinen
Leben übliche Art der Versicherung. Was ich ihnen sage, er ist wirklich. Was
ich ihnen sage, sie können die Frau Muhme jetzt nicht sprechen, Gell. Nein, was
ich ihnen sage, es ist mir unmöglich. Das will ich dir hiermit gesagt haben,
eine Formel, jemanden etwas mit ausdrücklichem Ernste zu sagen. Du hast von
Glück zu sagen, du kannst dich für glücklich halten. Sie haben von Glück zu
sagen, daß sie es dabey bewenden läßt, bloß Sylphen zu lieben. Mich däucht, er
habe von Glück zu sagen, daß er noch so davon gekommen ist. Ich sagte nur so,
im gemeinen Leben, für, ich sagte es nur im Scherze, es war nicht mein Ernst.
Das lasse ich nicht von mir gesagt werden, das lasse ich mir nicht nachsagen.
Geitz lasset nicht von euch gesagt werden, Ephes. 5, 3. Jemanden todt sagen,
sagen, daß er gestorben sey.
Es sagte ohne alle Gnade Die ganze Stadt Nigrinen todt, Less.
Einen etwas sagen, und zu einem etwas sagen, sind nicht ganz
einerley. Die letzte R. A. gebraucht man besonders, wenn man die Worte, welche
gesagt werden, anführet. Er sagte zu mir, er wolle kommen. Wer will zu ihm
sagen: was machst du? Hiob 9, 12. Wer zu seinem Bruder saget Racha und Narr,
Matth. 2, 22. 2. In engerer und figürlicher Bedeutung. 1) Bedeutende und nicht
bloß vernehmliche Worte sagen. Man muß wenig reden, aber viel sagen. Er
plaudert oder spricht den ganzen Tag und sagt doch nichts. 2) Befehlen. Ich
sage dir, u. s. f. Jüngling, ich sage dir, stehe auf! Luc. 7, 14. Das laßt dir
gesagt seyn. In einer Sache nichts zu sagen haben. Er hat hier nichts zu sagen.
Wer hat mir was zu sagen? 3) Durch geschriebene Worte bekannt machen. Moses
sagt u. s. f. Was sagt die Schrift? Röm. 10, 8. Man mag gern, wie Montagne
sagt, große Männer bey Kleinigkeiten belauschen. 4) Nach einer noch weitern
Figur, auf jede andere vernehmliche Art bekannt machen. Mein Herz hat es mir
längst gesagt. Mein Gewissen sagt mirs. Und doch sagt mir eine Ahndung, die ich
lieb gewinne, daß ich ihn einmahl wiedersehen werde, Hermes. Die Eitelkeit, die
dir sagt, daß deine Reitzungen groß genug sind, einen unbeständigen Liebling
getreu und beständig zu machen, Dusch. Das Siegel sagte mir, daß der Brief von
meinem Freunde kam. 5) Bedeuten. Was will das sagen? Das will so viel sagen.
Doch wenn die Natur Nur einmahl recht verstehen sollte,
Und was ein Irrlicht sagen wollte, Gell. Augen vom schönsten
Braun, die nichts mehr sagen. Mit einem Gesichte, das nichts sagte. Ingleichen,
von Wichtigkeit seyn. Zehen Thaler wollen nicht viel sagen. Das will nichts
sagen. Tausend Thaler wollen schon viel sagen. Es hat nichts zu sagen, es wird
keine erhebliche Folgen haben. Das hat viel zu sagen. Daher das Sagen,
besonders in der ersten eigentlichen Bedeutung. Die Sagung ist nur in einigen
Zusammensetzungen üblich. Anm. Schon im Isidor sagan, bey dem Willeram gesagan,
im Nieders. seggen, in den gemeinen Hoch- und Oberdeutschen Sprecharten sahn,
er sahte, für er sagte, er seit, er sagt, im Engl. to say, im Angels. seegan,
im Schwed. säga, im Isländ. seiga, im Wallis. sygaen, bey den ältesten Lat.
seco, sequor, woraus vermittelst der gewöhnlichen Verwechselung des s und t
nachmahls dico geworden, im Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - . Es ist eine Onomatopöie, welche den Laut des Sagens nachahmet,
und so fern dieser Schall auch andern Bewegungen gemein ist, gehören auch säen,
sägen, zeigen u. s. f. dahin; so wie reden, sprechen, loqui, u. a. in
verschiedene mit ähnlichen Schällen verbundene Veränderungen bezeichnen.
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1247-1248]