Reiben
, [
1031-1032] verb. irreg. act. Imperf. ich
rieb, Mittelw. gerieben; die Fläche eines Körpers über die Fläche eines andern
wegbewegen, so daß die Erhabenheiten des einen in die Vertiefungen des andern
eingreifen, und solcher Gestalt der Bewegung widerstehen. 1. Überhaupt. Eine
Hand mit der andern reiben. Die Augen reiben, sich die Augen reiben. Das
Fleisch mit Salz reiben. Das Salz in das Fleisch hinein reiben. Ein krankes
Glied mit warmen Tüchern reiben, wofür man im gemeinen Leben auch das aus dem
Französisch. entlehnte frottiren gebraucht, von frotter. Die Schweine reiben
sich an die Bäume, oder an den Bäumen; daher die im gemeinen Leben übliche R.
A. sich an einem reiben, ihn durch Anzüglichkeiten gleichsam heraus fordern,
seinen Unmuth, Unwillen an ihm auslassen.
Er will sich an Scribenten reiben, Nur weil er selbst kein Lob
gewinnt, Haged.
Jemanden etwas unter die Nase reiben, nur in den niedrigen
Sprecharten, ihm eine unangenehme Sache mehrmahls wiederhohlen, und in engerer
Bedeutung, ihm etwas vorwerfen, vorrücken, wofür man auch sagt, jemanden die
Ohren mit etwas reiben. 2. In engerer Bedeutung. 1) Durch Reiben zubereiten,
zurichten. So pflegt man in einigen Gegenden, besonders Niedersachsens, den
Flachs anstatt des Schwingens nach dem Brechen und vor dem Hecheln zu reiben,
Nieders. ribbe, welches man an andern Orten schaben nennet. (
S. Reibeisen.) Im Oberdeutschen wird reiben auch für
scheuern gebraucht, denn dort wird das schmutzige Geschirr in den Küchen
gerieben. 2) Durch Reiben, klein machen, so wohl auf einem Reibeisen, auf
welche Art der Käse, das Brot, der Meerrettig, der Rappeh, die Muskatennuß u.
s. f. gerieben werden; als auch durch bloßes hin und her Bewegen einer Fläche
über die andere, auf welche Art die Farben bey den Mahlern auf dem Reibesteine,
verschiedene Körper in den Küchen in dem Reibasche gerieben werden. Zu Pulver
reiben. 3. * In weiterer Bedeutung wird es im Oberdeutschen sehr häufig für
drehen gebraucht. Ein ausgerenktes Glied wieder einreiben, einrenken,
einrichten. Den Hahn an einem Fasse zureiben, zudrehen. Die nasse Wäsche
reiben, ringen oder winden.
S. auch Reiber. Daher die Reibung, wofür doch das Reiben
üblicher ist, selbst wenn es in der Mechanik anstatt des ausländischen Friction
gebraucht wird. Anm. Im Nieders. riven und mit dem dieser Mundart nicht
seltenen Vorlaute wriven, im Holländisch. vryven und wryven, im Englischen to
rub, im Krainerischen ribam, ich reibe, im Schwed. rifva, im Franz. raper, im
Wallis. rhwhio, im Bretagnischen ria, und selbst im Hebr. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Im Tatian ist riobo aussätzig, so
wie krätzig und schäbig in ähnlichen Bedeutungen vorkommen. Es ist von dem
Laute entlehnet, der mit dem Reiben verbunden ist, und da dieser Laut mehrern
andern Bewegungen gemein ist, so ist es auch mit raffen verwandt, so wie das
Schwed. rifva auch schneiden und zerstören bedeutet, welche letztere Bedeutung
unser reiben auch in dem zusammen gesetzten aufreiben hat. Mit einem andern
Endlaute gehöret zu diesem Geschlechte auch das Lat. radere, und mit andern
Ableitungslauten unser schreiben, schrauben, kratzen, treiben, das Griech.
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , die Lat. tero, trivi,
friare, fricare, das Franz. frotter, und andere mehr. Ein Frequentativum von
reiben ist riffeln, in Baiern ripeln, so wie das Nieders. ribben und unser
raspeln Intensiva sind. [
1033-1034]