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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Die Preiselbeere

, [831-832] plur. die -n, ein Nahme einer doppelten Art Beeren und der Staude, welche sie trägt. 1) Der rothen mehlartigen Bärentraube oder Sandbeere, welche in sandigen [833-834] unfruchtbaren Wäldern wächst, und auch Mehlbeere, bey Zelle Moorbeere, von dem Nieders. mör, mürbe, genannt wird; Arbutus Uva ursi L. Die Blätter dieser Staude haben einen herben zusammen ziehenden Geschmack. Noch mehr aber, 2) einer Art Heidelbeere, welche auf ganz niedrigen Ständchen in den Wäldern des kältern Europa wachsen, roth von Farbe sind, und einen zwar herben, aber zugleich auch angenehmen, säuerlichen und erfrischenden Geschmack haben, und daher in Zucker eingemacht und zum Braten gegessen werden; Vaccinium Vitis Idea L. rothe Heidelbeere, auf dem Harze Kronbeere, in Kärnthen Granten, in Franken Moßjocken, um Nürnberg Steinbeere, weil sie gut wider den Stein sind, im Thüringer Walde Hölperlebeere, in andern Gegenden Krausbeere, Mehlbeere, Bocksbeere, Griffelbeere, Kreubeere, Rausch, in Norwegen Tranebeere. Weil das erste Gewächs herbe Blätter, das letzte aber herbe Beeren hat, so scheinet diese Eigenschaft auch zu dem Nahmen Preiselbeere, welcher bald Preißelsbeere, bald auch Preußelbeere gesprochen wird, Anlaß gegeben zu haben. In Baiern und andern Oberdeutschen Gegenden ist räß herbe, woraus mit vorgesetztem Blaselaute leicht Preis und Preisel werden können. Der Nahme Rausch, vielleicht auch Krausbeere, leidet eben dieselbe Ableitung, so wie die Nahmen Kronbeere und Granten mit Grän, dem Oberdeutschen Nahmen des Meerrettiges, von dem Wendischen und Slavonischen grenak, herbe, bitter, abstammen können.
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