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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Possekel | | Possenhaft

Der Possen

, [811-812] des -s, plur. ur nom. sing. 1) Der einem andern auf eine belustigende Art, auf eine lustige Weise zugefügte Schade; Nieders. ein Schabernack. Jemanden einen Possen spielen. Den Possen merken. 2) Jemanden etwas zum Possen thun, es ihm zum Trotze thun, etwas wider seinen Willen thun, und in der Absicht, ihm damit zu trotzen. Anm. In der letzten Bedeutung könnte man es zu böse, dem Angels. Beot, Drohung, beotian, drohen, rechnen. In der ersten Bedeutung, in welcher es im Schwed. Puss lautet, ist es unstreitig eine Figur von Posse. Jemanden einen Possen spielen, heißt im Franz. jouer une piece a quelquun, und auch im Deutschen gebraucht man das Wort Stück oder Stückchen auf ähnliche Art. Bey einigen Oberdeutschen Schriftstellern ist der Kriegsboß eine Kriegslist, und der Juristen-Boß eine Chicane, Finte. Bey den Oberdeutschen Schriftstellern des 16ten Jahrhunderts kommt Boß häufig von der Stellung, Positur, eines Menschen oder Thieres, und in weiterer Bedeutung auch von einer jeden Figur vor, sie sey nun gemahlt, gezeichnet oder erhaben. In diesem Verstande findet man es besonders in den Zeichenbüchern des jetzt gedachten Jahrhunderts. Auch die Schildhalter eines Wapens, die Figuren von Bildhauerarbeit auf Brunnen u. s. f. sie seyen von welcher Art sie wollen, selbst die so genannten Fratzengesichter, führen daselbst den Nahmen der Bossen. Frisch rechnet auch dieses Wort zu dem vorigen Posse; allein es scheinet davon verschieden zu seyn, und mit Positur entweder zu ponere, positus, gestellt, oder auch zu dem alten boß, erhaben, zu gehören, und eigentlich eine erhabene Figur zu bedeuten, S. Bossiren und Boßeln. [813-814]
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