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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Pfühl

, [757-758] des -es, plur. die -e, Diminut. das Pfühlchen, welches eigentlich ein jedes aufgeschwollenes, hervorragendes, erhabenes Ding bedeutet, aber nur noch in einem doppelten Verstande gebraucht wird. 1) In der Baukunst wird von einigen, z. B. dem Goldmann, ein jedes rundes Glied, welches einen halben Zirkel ausmacht, der Pfühl, oder nach Oberdeutscher Mundart der Pfuhl genannt, wofür doch das Wort Stab üblicher ist. Bey dem Vitruv heißt ein solches Glied Torus. Der Wulst ist eine Art desselben, und wird auch der Viertelstab genannt. 2) Ein Bett oder Küssen, darauf zu ruhen, wo es ehedem in der weitesten Bedeutung dieser Wörter üblich war. Daher ist in dem Heergewette der Heerpfühl ein wohl bereitetes Bett nach dem besten. Besonders wird es im Oberdeutschen von einem jeden Küssen oder Polster gebraucht. Der Bankpfühl, Fensterpfühl, Stuhlpfühl u. s. f. Im Hochdeutschen ist der Pfühl das Mittel zwischen dem größern Bette und dem kleinern Küssen, und dasjenige Stück eines Gebettes, welches die Breite eines Kopfküssens hat, aber weit länger ist, und so wohl unter den Kopf, als auch unter die Füße gelegt wird; der Kopfpfühl, Fußpfühl. Anm. Im Tatian Phuluiri, im Nieders. Pöhl, im Angels. Pyle, im Engl. Pillow, im Holländ. Peuluw. Aus der Art, wie im Tatian dieses Wort geschrieben wird, sollte es fast wahrscheinlich werden, daß es zunächst aus dem Lat. Pulvinus und Pulvinar entlehnet worden; indessen gehören auch diese zu Polster, Wulst, Gewölbe und andern ähnlichen Wörtern, welche ein aufgeschwollenes, aufgequollenes, rundes, hervor ragendes Ding bedeuten. Im Oberd. ist dieses Wort auch sächlichen Geschlechtes das Pfühl. Eben daselbst lautet es aber auch sehr häufig der oder das Pfulb, die Pfülbe, das Pfülf, der oder das Pfulg, Pfülk oder Pfulz, der Pfilm u. s. f. Hast du doch so sanft mir zur Pfülbe gedienet, sagt der Wanderer zu seiner Bürde in Geßuers Idyllen.
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