2. Die Perle
, [
687-688] plur. die -n, Diminut. das
Perlchen, eine rundliche kleine feste Masse, eine kleine Beere. 1. Überhaupt;
wo es nur noch in einigen Fällen üblich ist. Im gemeinen Leben einiger Gegenden
wird die verhärtete Feuchtigkeit im Auge, welche im Oberdeutschen der Zieger
heißt, die Perle genannt. Noch häufiger heißen die kleinen krausen Knöpfchen,
welche der Hirsch unten an dem Geweihe nahe am Kopfe an der so genannten Rose
hat, Perlen. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung sind die Perlen weiße
rundliche Auswüchse oder Verhärtungen in den Per- lenmuscheln, welche wegen
ihrer Seltenheit und schönen Weiße sehr hoch geschätzt, und unter die Juwelen
gerechnet werden. 1) Eigentlich. Perlen suchen, Perlen fischen, die
Perlenmuscheln fischen, um die Perlen zu bekommen. Echte Perlen, im Gegensatze
der nachgemachten, unechten oder falschen, welche auch Wasserperlen genannt
werden, und wohin die Glasperlen und Wachsperlen gehören. Orientalische Perlen,
im Gegensatze der geringern occidentalischen: (
S. auch Lothperle, Zahlperle, Brockenperle, Kartenperle,
Staubperle u. s. f.) Mit Perlen gestickt. 2) Figürlich. (a) Wegen einiger
Ähnlichkeit in der glänzenden runden Gestalt. So wird dasjenige Insect welches
im gemeinen Leben das Heupferd heißt, Libellula grandis L. in vielen Gegenden
die Perle genannt; vermuthlich wegen der glänzenden Augen, mit welchen der
ganze Kopf besetzt zu seyn scheinet. Die kleinen Bläschen, welche bey dem
Einschenken des Bieres und Weines zuweilen aufsteigen, Thränen, glänzende
Wassertrofen, heißen häufig Perlen.
Sieh die Blume richtet sich auf; voll blitzender Perlen Lacht
sie schöner umher, Zachar.
(b) Wegen der Kostbarkeit. So pflegt man eine Person von
vorzüglichen Werthe, eine vorzügliche Eigenschaft u. s. f. besonders in der
höhern Schreibart, eine Perle zu nennen. Anm. In dem alten Fragmente auf Carln
den Großen bey dem Schilter Berille, im Nieders. Berel, im mittlern Lat. Perla,
im Franz. Perle, im Ital. Perla, im Engl. Pearl, im Schwed. Perla, im Böhm.
Perle. Es ist, wie schon von andern bemerket werden; sehr wahrscheinlich, daß
es das Diminut. von Beere, in dessen weitern Bedeutung, einer runden oder
rundlichen Waffe ist, daher es in einigen Gegenden auch das Perle im ungewissen
Geschlechte lautet. Ihre ziehet zwar diese Ableitung in Zweifel, aber die
Gründe, welche er anführet, sind nicht von der Stärke, daß sie selbige
verdächtig machen könnten. Auch Ovid nennet eine Perle an einem Orte Baccam.
Bey unsern ältesten Schriftstellern kommt dieses Wort nicht vor. Tatians
Übersetzer nennt die Perle Merigrozza, und der Angelsachse Meregrot. Es ist
schon von andern angemerket und erwiesen worden, daß dieses Wort Meersteinchen
bedeutet, von Graus, Gries, Nieders. Grut (sieh Graus,) und daß aus diesem
Worte auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
Lat. Margarita gebildet worden, zumahl da selbst Plinius bekennet: ne apud
Barbaros quidem, inventores ejus aliud (nomen) quam Margaritae. (
S. Scherzen in Schilters Gloss. v. Merigrozza.) Übrigens
kommen bey dem Hornegk für Perle auch die Wörter Glaim und Gimme vor, wovon das
letztere das Lat. Gemma ist. Wenn die ältern Oberdeutschen Schriftsteller den
Schlagfluß Perle nennen, so ist daselbst ohne Zweifel aus dem Griech. und Lat.
Paralysis verderbt. [
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