Das Paar
, [
631-632] des -es, plur. die -e,
Diminut. das Pärchen, Oberd. Pärlein. 1) Zwey zusammen gehörige Dinge Einer
Art, es mag nun die Natur der Sache alle Mahl zwey solcher Dinge erfordern,
oder es mag auch diese Verbindung willkührlich seyn. Ein Paar gesunde Augen
haben. Ein Paar Schuhe, weil man deren alle Mahl zwey gebraucht. Drey Paar
Stiefel. Ein Paar Ochsen, welche zusammen gehören. Zwey Paar Kutschpferde. Paar
und Paar gehen, immer zwey und zwey in Einer Reihe, paarweise. Sie näherten
sich Paar bey Paar, Geßn. paarweise. Zu Paaren kommen, paarweise, ist
ungewöhnlich, obgleich Gellert an einem Orte singt:
Ihr Kinder, kommt ihr gar zu Paaren?
Andere gebrauchen dafür bey Paaren, welches üblicher ist,
besonders in der Dichtkunst. Da kommen sie bey Paaren, paarweise. Von dem
reinen Vieh - gingen zu ihm in den Kasten bey Paaren, je ein Männlein und ein
Fräulein, 1 Mos. 7, 8. Zu Paaren treiben, ausschweifende Leute in Ordnung
bringen, und in weiterer Bedeutung, überwinden, überwältigen; eigentlich die
getrennten Paare einer Prozession durch Gewalt wieder herstellen, ohne Ordnung
gehende Leute zwingen, paarweise zu gehen, wofür man auch wohl sagt, zu Chore
treiben. Mit einer Sache in einem gleichen Paare gehen, ihr gleich seyn,
ingleichen mit ihr einerley Veränderungen haben, ist eine Figur, welche wenig
gebraucht wird.
Die Demuth ging mit ihr in einem gleichen Paare, Günther.
In engerer Bedeutung ist ein Paar ein Ehepaar, der Mann mit
seiner Gattinn. Das Durchlauchtigste Paar, von fürstlichen Personen. Ein Paar
werden, einander heirathen; wofür man auch wohl im Diminutivo sagt, ein Pärchen
werden. Ich möchte gern, daß sie ein Paar würden, Gell. Wenn dieses Wort ein
Zahlwort vor sich hat, so bleibt es nach dem Muster so vieler andern Wörter,
welche ein Maß, ein Gewicht, eine Zahl bedeuten, im Plural unverändert. Sechs
Paar Tauben, nicht Paare. Oft wird ein Paar auch adverbisch gebraucht, da es
denn unverändert bleibt und sich der folgenden adverbischen Bedeutung nähert.
Machen sie sich nicht zum Märtyrer von ein Paar schönen Augen, Gell. für, von
einem Paare. 2. Sehr häufig wird der Ausdruck ein Paar, besonders im gemeinen
Leben und in der vertraulichen Sprechart, für wenig, ingleichen für einige,
gebraucht, da er denn adverbisch stehet, folglich nicht verändert wird, und das
Hauptwort im Plural nach sich hat. Ein paar Tage, d. i. wenig Tage. Es
verlieret alsdann den Ton und wirft ihn auf das folgende Substantiv;
gemeiniglich wird es alsdann auch mit einem kleinen p geschrieben, um dessen
adverbischen Gebrauch von der ersten mehr substantiven Bedeutung zu
unterscheiden. Ein paar Thaler, ein paar Äpfel, ein paar Leute oder Personen.
Nicht viel, nur ein paar. Es soll mir auf ein paar Versprechungen nicht
ankommen, auf einige. Ich habe ein paar Worte mit ihnen zu reden, einige oder
wenig Worte. Vor ein paar Augenblicken habe ich ihn noch gesehen, nicht vor
einem paar, oder vor einem Paare. Sie hat ihn ja vor ein paar Stunden
angestanden, Gell. vor wenig Stunden. Ich will selber ein paar Zeilen an ihn
schreiben, ebend. Anm. Im Nieders. gleichfalls Paar, im Engl. Pair, im Franz.
Paire, im Ital. Paro, Pajo, im Schwed. und Wallis. Par, im Böhm. gleichfalls
Par. Da dieses Wort in so vielen Sprachen angetroffen wird, so ist es nicht
wahrscheinlich, daß es unmittelbar aus dem Latein. Par entlehnet worden, wohl
aber, daß es ein Seitenverwandter von demselben ist, und mit ihm aus einer
gemeinschaftlichen ältern Sprache herstammet. Indessen kommt es doch bey unsern
ältern Oberdeutschen Schriftstellern nicht vor. Ein Paar Turteltauben heißen im
Tatian zua gimachun turtilutubun, wo Gimachus unser Gemahl in seiner ältesten
weitesten Bedeutung ist. Spätere Schriftsteller gebrauchen dafür Genoß,
Genössel. Dieses Wort ist von der ersten Bildung unserer heutigen Orthographie
an mit einem gedoppelten a geschrieben worden, nicht nur die Dehnung zu
bezeichnen, welche durch den [
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Consonanten am Ende schon hinlänglich gesichert wäre, sondern wahrscheinlich,
dem Worte als einem Substantive mehr Umfang im Äußern zu geben. Man sehe
darüber meine Orthographie S. 281. Indessen könnte es seyn, daß man gerade bey
diesem Worte auf das Lat. par Rücksicht genommen, welches geschärft gesprochen
wird, da man denn durch die Verdoppelung des Vocales vor der Schärfung hat
warnen wollen. [
633-634]