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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

2. O! | | 2. Ob

1. * Ob

, [553-554] eine im Hochdeutschen veraltete Partikel, welche noch im Oberdeutschen üblich ist, wo sie dem nied ( S. Nieden,) entgegen gesetzet ist, und in doppelter Gestalt vorkommt. 1) Als ein Nebenwort des Ortes, für das Hochdeutsche oben. ( S. dieses Wort.) Besonders in den Zusammensetzungen obbesagt, obbemeldt, obgemeldt, obberührt, oberwähnt, obgedacht, obgenannt, obbeschrieben, oberzählt, obangezogen u. s. f. welche auf in den Hochdeutschen Kanzelleyen nicht selten sind, und wofür man in der reinern Schreibart oben gedacht, oben gemeldet, oben genannt u. s. f. gebraucht. ( S. auch Obig.) 2) Als ein Vorwort, welches die dritte Endung erfordert, und eigentlich über, figürlich aber auch wegen, an, während u. s. f. bedeutet, in welcher Gestalt es auch in der Deutschen Bibel vorkommt. Ob dem Haupte schweben, über. Meine Hand soll ob dir halten, über dir, 2 Mos. 32, 22. Darum daß ich ob dem Guten halte, Ps. 38, 21. Halte ob dem Wort, Tit. 1, 9. Daß ihr ob dem Glauben kämpfet, Epist. Jud. 3, für den Glauben oder wegen desselben. Ob dem Mahle, Macc. 16, 6, während der Mahlzeit. Du schiltest ob der stolzen Leute Schaar, Opitz. Gott halt ob ihnen Hand, ebend. Ob denen wird des Herrn Güte schweben, ebend. Österreich ob der Ens, über, jenseits der Ens. Rothenburg ob der Tauber, an der Tauber. Wir haben ob Ew. - - Schreiben vernommen, aus. Im Hochdeutschen gebraucht man dieses Vorwort noch zuweilen in der komischen Schreibart. Ihm graute ob einem solchen Wundersmann. Dahin gehören auch die Zusammensetzungen darob, darüber, hierob, hierüber, Obacht, Obdach, Obhut, Obhanden, Obmann, Obsicht, Obstatt, obliegen, obsiegen u. s. f. welche im Oberdeutschen am üblichsten sind, wenigstens aus dieser Mundart herstammen, ob sie gleich zuweilen auch im Hochdeutschen vorkommen. Anm. Diese alte Partikel lautet schon bey dem Kero und Ottfried oba. Sie ist das Stammwort von unserm oben, ober und über, und ist mit auf, Nieders. up, genau verwandt; ( S. diese Wörter.) Auf eben diese Art stammen von dem Oberdeutschen nied die Hochdeutschen nieden und nieder her. [553-554]
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