Der Mond
, [
269-270] des -es, plur. die -e, (Oberd.
des -en, plur. die -en,) Diminut. das Möndchen, derjenige Weltkörper, welcher
nächst der Sonne am größten zu seyn scheinet, des Nachts, obgleich mit
veränderlichem Lichte, leuchtet, und der Trabant oder Neben-Planet der Erde
ist, welcher sich um sie, als seinem Haupt-Planaten beweget. 1. Eigentlich. Der
Mond scheinet, wenn er des Nachts sichtbar ist. Er geht auf, geht unter. Der
Mond nimmt zu, wenn die gegen uns gekehrte Seite nach und nach erleuchtet wird;
im zunehmenden Monde. Er nimmt ab, wenn die erleuchtete Oberfläche nach und
nach immer kleiner wird; im abnehmenden Monde, Nieders. im Wannen. Der Neumond
oder neue Mond, wenn er seine finstere Seite zu uns kehret und nicht leuchtet;
der Mond wird neu. Das erste Viertel des Mondes, wenn uns die Hälfte seiner
Seite gegen Abend erleuchtet erscheinet. Der volle Mond oder Vollmond, wenn die
ganze gegen uns gekehrte Seite erleuchtet ist; der Mond wird voll. Das letzte
Viertel, wenn dessen gegen Norden gekehrte Seite erleuchtet ist. Welche
Abwechselungen seiner Gestalt und seines Lichtes, die auch Mondeswandelungen
oder Mondesbrüche genannt werden, von seiner Stellung gegen die Sonne
herrühren. In Ansehung derselben wird er im gemeinen Leben auch nur das Licht
genannt. Das neue Licht, das volle Licht, im abnehmenden, im zunehmenden
Lichte. Die Oberdeutsche Abänderung des Monden, plur. die Monden, welche in der
Deutschen Bibel nicht selten ist, kommt auch noch zuweilen bey den
Hochdeutschen Dichtern vor. In dem Gesicht des Monden, Gell.
Wie süß und freundlich lacht Des Mondes stille Pracht! Weiße.
Im Oberdeutschen lautet alsdann auch die erste Endung oft der
Monden, bey dem Opitz der Monde. In den folgenden Zusammensetzungen sind daher
bald Monden - und abgekürzt Mond - bald aber auch Monds - üblich. In weiterer
Bedeutung werden in der Astronomie auch wohl die Trabanten anderer
Haupt-Planeten Monde genannt. 2. Figürlich. 1) Verschiedene Werkzeuge oder
Körper, welche der Gestalt des Mondes im ersten oder letzten Viertel gleichen,
sind unter dem Nahmen des halben Mondes oder nur des Mondes schlechthin
bekannt. Dergleichen ist der halbe Mond im Festungsbaue, eine Art Außenwerke.
Der Mond oder Monden der Weißgärber ist ein Schabeisen in Gestalt eines halben
Mondes, welches inwendig hohl und auswendig erhaben ist, und wovon der
Streichmonden und Schlichtmonden Arten sind. Indessen stehet es dahin, ob es in
dieser Bedeutung nicht vielmehr unmittelbar von mahnen, ziehen, abstammet, und
ein Werkzeug zum Ziehen, Streifen, oder Streichen bedeutet. 2) Bey den neuern
Schriftstellern des Insecten-Reiches führet eine Art Nachtvögel, Phalaena
Noctua Lunula Hufnag. den Nahmen des Möndchens. 3) Die Zeit von einem Neumonde
zum andern, ein Monath; eine größten Theils veraltete Bedeutung, welche nur
noch in der Deutschen Bibel und zuweilen auch noch in der höhern Schreibart der
Hochdeutschen vorkommt, da es denn auch die Oberdeutsche Form der Mond oder
Monden, des Monden, plur. die Monden behält. Einige neuere Schriftsteller, als
der verstorbene Ritter Michaelis, behalten dieses Wort noch bey, einen
Mondenmonath zu bezeichnen, dagegen sie unsern gewöhnlichern Sonnenmonath
Monath schlechthin nenne. Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung bey dem
Ulphilas Mana, im Isidor und bey dem Ottfried Mano, bey dem Notker Man, bey den
Schwäbischen Dichtern Mane, noch jetzt in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten
Mahn, Mohn, Maun, im Nieders. Maane, Maand, (wo es zugleich wider die Analogie
der übrigen Mundarten weiblichen Geschlechtes ist,) im Angels. Mona, im Engl.
Moon, im Holländ. Maan, im Dän. Maane, im Schwed. Mane, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und nach der Dorischen Mundart
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , im Lettischen Mienu. Die
Lat. Mensis und menstruus haben eben dieses Stammwort zum Grunde. Aus obigem
erhellet, daß dieses Wort eigentlich Man, Mon lautet, und daß das in Mond,
luna, angehängte d allem Ansehen nach nur das d euphonicum ist, obgleich Mond,
mensis, aus Monath zusammen gezogen zu seyn scheinet. In dem zusammen gesetzten
Montag hat man diese alte Form noch behalten, da dieses Wort nach der heutigen
Hochdeutschen eigentlich Mondtag heißen sollte. Was die Abstammung dieses
Wortes betrifft, so leiten Wachter und andere Etymologen dasselbe von mahnen,
erinnern, oder dem Hebr. manah, zählen, her, weil die abwechselnden Gestalten
dieses Weltkörpers schon von den ältesten Zeiten her, zu Eintheilung der Zeiten
und Geschäfte gebraucht worden. Allein, wer siehet nicht, daß diese Ableitung
zu gekünstelt, und dem einfältigen Gange der menschlichen Begriffe zu wenig
angemessen ist? Über dieß mußte ja dieses Gestirn schon einen Nahmen haben, ehe
man dasselbe auf solche Art benutzen konnte. Der Nahme desselben muß also in
einer Eigenschaft gegründet seyn, welche einem jeden bey dem ersten Anblicke in
die Augen fällt. Man könnte denselben daher mit mehrern Rechte von man, manch,
groß, magnus, herleiten, weil dieser Himmelskörper nächst der Sonne dem
Augenscheine nach der größte ist; oder auch wegen seiner veränderlichen
[
271-272] Gestalt von mahnen, so fern es als ein
Frequentativum von mähen, movere, sich wandeln bedeutet haben kann. Allein am
wahrscheinlichsten scheinet sein vorzügliches Licht der Grund der Benennung zu
seyn, indem man Spuren genug hat, daß man, mon, ehedem hell, glänzend, und
figürlich rein, schön, angenehm, bedeutet habe, wie aus den davon abstammenden
mundus, rein, eigentlich hell, mane, Miene, gemahnen für scheinen im
figürlichen Verstande, dem alten anmin, anmuthig, eigentlich schön, hell,
glänzend, Minne, die Liebe, dem Isländ, men, schön, und andern mehr erhellet,
welche insgesammt Abkömmlinge und Figuren von mähen, movere, und dessen
Frequentativo mahnen sind; (
S. auch Miene.) Das Lat. Luna, bey den Phrygiern im
männlichen Geschlechte Lunus, leidet eine ähnliche Abstammung von dem alten
lahn, lün, hell, wovon unser Lahn, Laune, Lenz und mit vorgesetzten Gaumen- und
Blaselauten Glanz, Flinkern, Blinken u. a. m. herstammen;
S. diese Wörter. [
271-272]