2. Löschen
2. Löschen,
[
2103-2104] ein Zeitwort, welches in
doppelter Gestalt üblich ist. 1. * Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn und
gemeiniglich irregulärer Conjugation. Präs. Ich lösche, du lischest, er lischet
oder lischt; Imperf. ich losch; Mittelw. geloschen. Aufhören zu brennen, von
dem Feuer und Lichte. Sin chraft lasch, Stryker.
Doch ach es lischt in ihm des Lebens kurzer Tocht, Hall.
Im Hochdeutschen ist es ungewöhnlich, indem man dafür die
zusammen gesetzten erlöschen, auslöschen und verlöschen, und zwar die beyden
letztern gemeiniglich mit regelmäßiger Abwandlung gebraucht. Das Licht ist
ausgelöscht, für ausgeloschen. Im Bergbaue sagt man, der Bergmann löscht, wenn
ihm sein Licht erlischt. 2. Als ein Activum, mit regelmäßiger Conjugation. 1)
Eigentlich, von dem Feuer und brennenden oder auch glühenden Dingen. Ein Feuer
löschen, machen, daß es aufhöre zu brennen, es geschehe nun durch zugegossenes
Wasser, oder durch Dämpfung und Entziehung der Luft, oder auch durch Entziehung
der Nahrungsmittel; wo doch auch das zusammen gesetzte auslöschen üblicher ist,
außer von Feuersbrünsten, und wenn löschen absolute stehet. Zum Löschen herbey
eilen, ein entstandenes Feuer auslöschen zu helfen. Hier ist alles Löschen
umsonst, von einer Feuersbrunst. Das Feuer wurde glücklich gelöscht. Ingleichen
von glühenden Eisen, wo doch ablöschen üblicher ist. 2) In weiterer Bedeutung,
von lebendigem oder frisch gebranntem Kalke, ihn durch einen hinzu gegossenen
flüssigen Körper seiner Feuertheile berauben. Den Kalk löschen. Gelöschter
Kalk, im Gegensatze des ungelöschten, oder lebendigen. 3) Figürlich. (a) Von
dem Durste. Seinen Durst löschen, ihn durch Trinken aufhören machen. Obst,
Citronen löschen den Durst auch, durch ihre saure Feuchtigkeit. (b) Von
heftigen Leidenschaften; doch nur in dem zusammen gesetzten Gegensatze
unauslöschlich. (c) Geschriebene Buchstaben oder Worte werden gelöschet, wenn
man sie unleserlich, unkenntlich macht, oder gar wegschaffet; eigentlich nur
durch Auswischung, in weiterer Bedeutung aber auch durch Ausstreichen,
Auskratzen, wofür doch auch auslöschen üblicher ist. Im Bergbaue sagt man noch,
einem faulen Bergmanne seinen Lohn löschen, abziehen, inne behalten, oder ihm
vier Groschen löschen, d. i. ihm so viel von seinem Lohne abziehen; wo die R.
A. ohne Zweifel von der Auslöschung auf dem Lohnregister entlehnet ist. In
erlöschen ist es auch als ein Neutrum üblich; die Schrift ist erloschen,
unkenntlich, unleserlich geworden. So auch die Löschung. Anm. Bey dem Ottfried
lesgen, bey dem Willeram und im Tatian lesken, im Nieders. loschen. Von dem
Durste und Kalke ist im Schwed. läska, und im Dän. ladske üblich, von dem Feuer
aber im Schwed. släcka, im Isländ. slocka, im Engl. to slake, welches sich von
löschen nur durch den vorgesetzten Zischlaut und Weglassung desselben in der
Mitte unterscheidet. In noch weiterm Verstande ist im Angels. slake, stillen,
eigentlich, sich legen machen, wodurch man auf die Vermuthung gerathen könnte,
daß löschen das Factivum von legen ist, oder auch von laß, lassen, oder von dem
veralteten lützel, klein, abstammet, und ehedem in einer viel weiterer
Bedeutung üblich gewesen als jetzt. Allein es scheinet vielmehr eine
Onomatopäie des durch Auslöschung eines Lichtes oder Feuers, im letztern Falle
besonders vermittelst des Wassers, verursachten zischenden Schalles zu seyn,
welcher gewisser Maßen auch mit Auslöschung einer geschriebenen Stelle
verbunden ist. Man findet es häufig leschen geschrieben, und in einigen
Mundarten wird es auch so gesprochen. [
2105-2106]