Der Leichnam
Der Leichnam,
[
2001-2002] des -es, plur. die -e. 1) *
Der menschliche Leib oder menschliche Körper, er sey todt oder lebendig; in
welcher weitern, im Hochdeutschen jetzt veralteten Bedeutung Liihhamin im
Isidor, Lihhamu im Kero, Lichamon bey dem Ottfried, Lichama im
Angelsächsischen, Liekam im Niedersächsischen, Legneme im Dänischen und Lekamen
im Schwedischen, von dem Leibe eines lebendigen Menschen vorkommen. Notker
nennet daher die Menschwerdung Christi Lichamhafti. Das Frohnleichnamsfest, in
der Römischen Kirche, das Fest des Leibes Christi. Es scheinet, daß diese
Bedeutung in einigen Hochdeutschen Gegenden noch jetzt üblich ist. Wenigstens
singt noch Opitz:
In eurem Leichnam ist zwar alle Zierlichkeit, Doch auch nicht
wenig steht vom Himmel trefflich weit.
Sie ist zuvor kommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem
Begräbniß, Marc. 14, 8. Und will eure Leichnam vor den Bildern todt schlagen
lassen, Ezech. 6, 4. Denn der sterbliche Leichnam beschweret die Seele, Weish.
10, 15. 2) In engerer Bedeutung, in welcher es im Hochdeutschen nur allein
üblich ist, wird es nur in der edlen und anständigen Schreibart gebraucht, den
Leib eines Verstorbenen zu bezeichnen, wo es sich zugleich weiter erstreckt,
als das Wort Leiche, indem es einen solchen todten Körper zu allen Zeiten
bezeichnen kann. Der erblaßte Leichnam. Der Leichnam eines Heiligen. Anm. Die
erste Sylbe in diesem Worte ist unstreitig das vorige 2. Leiche. Die letzte
-nam, welche, wie aus dem obigen erhellet, ehedem nur ham und am lautete, ist
noch dunkel. Hickes erkläret sie durch anma, Geist, (
S. Athem,) und Sommer durch hama, Haut, Decke, (
S. Heim,) worin ihm Wachter beyfällt, der das Wort durch
eine sterbliche Hütte, domicilium terrenum et corporale, erkläret. Ihre ist
zweifelhaft, bringt aber, wenn die Bedeutung eines todten Körpers die erste und
eigentliche seyn sollte, das Isländ. hamur, exuviae, in Vorschlag, so daß
Leichnam eigentlich einen todten Körper bedeuten würde. Übrigens war für
Leichnam bey den Angelsachsen auch Fleichama üblich, so wie sie die Brust
Ferhtcofa, den Koben, d. i. Sitz, Behältnis des Lebens, nannten, welches
Sommers Ableitung zu bestätigen scheinet.