Die Latte
Die Latte,
[
1923-1924] plur. die -n, 1) Eine Stange;
doch nur noch in einigen Fällen. So werden im Forstwesen junge schlank und
gerade aufgeschossene Bäume so wohl Latten, als Stangen genannt. Sommerlatten
sind besonders solche junge zarte Weiden vom ersten Wuchse. Ja in einigen
Gegenden pflegt man wohl ein jedes Reis, einen jungen Zweig an einem Baume,
eine Lode, Latte oder Lahte zu nennen. Im Wallisischen ist Llath eine jede
Stange. 2) Am häufigsten sind die Latten lange dünne gemeiniglich viereckige
Stangen, dergleichen z. B. sind, woraus manche Arten von Geländer verfertiget
werden, welche man der Quere nach über die Dachsparren zu nageln pflegt, das
Stroh- oder Ziegeldach darauf zu befestigen u. s. f. Gerissene Latten, welche
aus jungen Fichtenbäumen gerissen oder gespalten worden, zum Unterschiede von
den geschnittenen, d. i. gesägten. Mit der Latte laufen, oder mit der Stange
laufen, sagt man im gemeinen Leben, von einem possirlich windigen Menschen.
Sie ärgert sich genug, daß er mit Latten läuft, Günth.
Anm. Im Nieders. gleichfalls Latte, im Dän. Lägte, im Schwed.
Läckt, im Engl. Lath, im Franz. Late, im Finnländ. Laita, im Böhm. Lat und
Latka, im Pohln. Lata, im Ital. Latta, im mittlern Lat. Lata. Es läßt sich mit
fast gleichem Rechte zu mehrern Stammwörtern rechnen, indem Geländer, Nieders.
Land, glatt, Wendisch latki, das alte lidon, schneiden. lang und schlank,
Leiste und Litze, und noch andere mehr Anspruch darauf machen können. Da man
Spuren hat, daß auch Breter in einigen Sprachen und Mundarten Latten genannt
werden, so können auch Blatt, Platte und Laden mit in Betrachtung kommen.