Kurz
Kurz,
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1845-1846] kürzer, kürzeste, adj. et adv.
ein beziehender Ausdruck, ein geringeres Maß der Ausdehnung in die Länge
habend, als ein anderer Körper, welcher letztere entweder ausdrücklich dazu
gesetzt wird, die Sächsische Elle ist kürzer, als die Brabantische, oder als
bekannt voraus gesetzet wird, kürzer als gewöhnlich, kürzer als die meisten
oder bekanntesten Dinge dieser Art, eine kurze Elle. Der Gegensatz ist lang. 1.
Eigentlich, von der körperlichen Ausdehnung in die Länge. Ein kurzes Kleid. Das
Kleid ist mir zu kurz. Den kürzesten Weg gehen. Jener Weg ist kürzer. Ein
kurzes Gesicht haben, nicht weit sehen können. Ein Pferd kurz anbinden, den
Zügel kurz binden, so daß es wenig Raum zur Bewegung habe. Daher vermuthlich
die im gemeinen Leben übliche R. A. kurz angebunden seyn, leicht aufzubringen,
leicht zum Zorne zu bewegen seyn. Den Leithund kurz halten, bey den Jägern, das
Hängeseil kurz fassen, ein Pferd im Zügel kurz halten, bey den Reitern, in
beyden Fällen, das Thier einzuschränken. Daher man auch in der vertraulichen
Sprechart sagt, jemanden kurz halten, genaue Aufsicht auf ihn haben, ihn
einschränken, ihm nicht vielen Willen lassen; im mittlern Lateine tenere
curtum, Franz. tenir de court. Den kürzern ziehen, im Oberd. das kürzere
ziehen, eine figürliche R. A. welche vermuthlich von der ehemahligen Art des
Losens durch Stäbe von verschiedener Länge entlehnet ist, überwunden werden. In
einer Schlacht, bey einem Prozesse, in einem Wettstreite, und so ferner, den
kürzern ziehen.
So wird er unverzagt auch eine kecke Schaar Den kürzern lehren
ziehn, Opitz.
Zu kurz kommen, Schaden, Verlust, Nachtheil leiden. Bey einer
Sache zu kurz kommen. Es geschiehet dir nicht zu kurz, deine Rechte werden
nicht gekränkt, du leidest keinen Schaden. 2. In weiterer Bedeutung, in einigen
Fällen auch von andern Arten der Ausdehnung als Länge. Eine kurze Statur haben,
klein, nicht groß seyn. Jemanden um eine Spanne oder um einen Kopf kürzer
machen, im Scherze, ihn enthaupten. Im Bergbaue ist ein kurzes Feld ein kleines
eingeschränktes Feld, ein eingeschränkter zum Bergbaue angewiesener Platz auf
dem Felde. Kurze Waare, kleine verarbeitete oder verfertigte Dinge, als eine
Waare betrachtet, z. B. hölzernes Spielgeräth, kleine Eisenwaaren u. s. f. Bey
den Jägern werden die Hoden des Hirsches das kurze Wildbret genannt. 3.
Figürlich. 1) Von der Zeitdauer, im Gegensatze des lang, eine geringe Zeitdauer
habend. Das kurze Leben. Im Winter sind die Tage kurz. Der Mensch lebt eine
kurze Zeit. Eine kurze Freude. Die Predigt war sehr kurz. Die Zeit wird mir bey
ihm kurz, scheinet mir bey ihm schnell vorüber zu gehen. Ein kurzes Gedächtniß,
welches eine Sache nicht lange behalten kann; wo doch im Gegensatze ein langes
Gedächtniß nicht üblich ist. Eine kurze Sylbe, welche in einer kürzern
Zeitdauer ausgesprochen wird, als eine lange. Vor kurzer Zeit oder vor kurzen.
In kurzer Zeit, oder in kurzen. Er wird es in kurzen weit bringen. In kurzen
wird er hier seyn. Soll ich dich im kurzen (besser in kurzen) an dem Nöthigen
Mangel leiden sehen? Dusch. Ich ein Geschöpf von gestern her, der ich vor
kurzem nicht war, Gell. Kurz vorher, kurz darauf, kurz darnach. Er kam kurz
nach mir, nicht lange, in kurzer Zeit. Über lang und kurz, über lang oder kurz,
in einer unbestimmten künftigen Zeit. Gesetzt, es sollte, ihm über lang oder
kurz einkommen, Gell. Ich würde über lang oder kurz vielleicht selbst darauf
gefallen seyn, ebend. Besonders von der Zeitdauer, in welcher eine Veränderung
vollbracht wird. Mach es kurz. Kurz von der Sache zu kommen. Das ist das
kürzeste Mittel, welches die wenigste Zeit erfordert. Kurz und gut ist
angenehm. Sagen sie mir kurz, und gut, (ohne viele Umschweife oder Umstände,)
was sie thun wollen, Gell. Der kurze Inhalt einer Rede. Etwas mit kurzen Worten
vortragen, besser mit wenig Worten. Sich kurz fassen, in dem wörtlichen oder
schriftlichen Vortrage einer Sache, wofür man auch sagt, sich ins Kurze fassen.
Jemanden kurz abfertigen, ihm kurz weg antworten, ohne Umschweife, selbst ohne
die durch den Wohlstand eingeführte Umschweife. Wo das Nebenwort kurz auch in
Gestalt eines Bindewortes oder Zwischenwortes gebraucht wird, den endlichen
Ausspruch in oder über eine Sache anzukündigen oder zu begleiten. Kurz, sie
machte über diesen Verlust unerträgliche Grimassen, Gell.
Allein Cotill ließ sich dieß alles nicht verdrießen. Kurz, es
gefiel ihm so, ebend. Das erste Hinderniß galt auch die andern Mahle; Kurz, er
vergaß sein Glück, und kam nie in die Stadt, ebend.
Wohin auch das in den niedrigen Sprecharten so gemeine kurz
um ! gehöret. 2) Eine kurze Brühe, in den Küchen, welche weniger Flüssigkeit
aber mehr Consistenz hat, im Gegensatze einer langen, d. i. dünnen. 3) Jemanden
kurz und lang nennen, im niedrigen Leben, ihn mit allerley Anzüglichkeiten
schimpfen. Anm. Bey dem Kero mit dem voran gesetzten Zischlaute seurc, bey dem
Ottfried churc und kurt, bey dem Notker churz, im Nieders. Dän. und Schwed.
kort, im Engl. mit dem Zischlaute short, im Französ. court, ehedem cors, im
Ital. curto, im Lat curtis, im Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , im Wallach. skurtu, im Albanischen isskurtar, im Pers. chord und
churd. So alt nun dieses Wort auch ist, so stammet es doch ohne Zweifel von dem
veralteten karen, schneiden, her, wovon unser kerben und scheren Abkömmlinge
sind,
S. diese Wörter, ingleichen Schurz, welches gleichfalls dahin
gehöret. Kurz bedeutet daher eigentlich abgeschnitten, verschnitten,
verkürzet. Es lässet sich mit allerley Beywörtern zusammen setzen, die kurze
Beschaffenheit eines Dinges zu bezeichnen, selbst mit solchen, welche außer der
Zusammensetzung nicht üblich sind; z. B. kurzährig, kurzstielig, kurzfüßig,
kurzarmig, kurzathemig u. s. f. kurze Ähren, kurze Stiele, kurze Füße, kurze
Arme, einen kurzen Athem habend. [
1845-1846]