Die Kluft
Die Kluft,
[
1641-1642] plur. die Klüfte, Diminut. das
Klüftchen, Oberd. Klüftlein. 1. Eine Spalte. 1) Eigentlich; in welcher
Bedeutung es besonders im Oberdeutschen eine jede Spalte, einen jeden Riß oder
Ritz im Holze, in einer Mauer oder in einem andern festen Körper bezeichnet; in
Ober-Schwaben Chluft Chlub, im Nieders. Klöve. Im Hochdeutschen ist es,
besonders im Bergbaue, von den Spalten in den Felsen und Bergen am üblichsten,
welche durch gewaltsame Veränderungen in denselben hervor gebracht worden, sie
mögen nun nochmahls von der Natur mit Erz und erzhaltigem Gesteine ausgefüllet
seyn, oder nicht. Im ersten Falle werden sie im Bergbaue Gänge genannt, im
zweyten Falle aber heißen sie in engerer Bedeutung Klüfte; Böhm Klutfta,
Schwed. Kluft. Wasserklüfte, welche mit Wasser angefüllet sind, Schmerklüfte,
welche mit einem schmierigen Letten ausgefüllet sind. Kreuzklüfte, Querklüfte,
welche in das Kreuz oder in die Quere gehen, Hängeklüfte, Tageklüfte u. s. f.
2) * In weiterer Bedeutung, eine Höhle in oder unter der Erde, ingleichen eine
Gruft, ein durch Kunst gemachtes Behältniß unter der Erde; eine im
Hochdeutschen fremde Bedeutung, welche so wohl in der Deutschen Bibel, als auch
im Niedersächsischen vorkommt. Die Kinder Israel machten sich Klüften (Klüfte)
in den Gebirgen, Richt. 6, 2. Sie verkrochen sich in die Höhlen und Klüften,
(Klüfte) und Felsen, 1 Sam. 13, 6. Da wird man in der Felsen Höhle gehen und in
der Erden Klüfte, Es. 2, 19. Das Grab war eine Kluft und ein Stein darauf
gelegt, Joh. 11, 38, d. i. eine Gruft, ein ausgemauertes Grab.
Die reiche Zahl der flüchtigen Kaninen Nimmt Klüften (Klüfte)
ein, die sicherlich ihr dienen, Opitz.
Welcher im Hochdeutschen ungewöhnliche Plural von dem
Oberdeutschen Singular die Klüfte herkommt, welcher in einigen Gegenden gangbar
ist.
Der hengt sich mit Gefahr An eine Klüfte hin, Opitz.
Bey dem Apherdian ist die Kluft ein Keller, und in dem Dom zu
Hamburg wird die Kapelle unter der Erde die Kluft genannt. Luc. 16, 26 bedeutet
es figürlich, aber gleichfalls auf eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Art,
einen Abgrund, oder auch einen großen weiten Raum: über das alles ist zwischen
uns und euch eine große Kluft befestigt. (
S. Kluftdamm.) 2. Ein durch Spalten hervor gebrachtes
Ding. In diesem Verstande werden so wohl im Niedersächsischen, als auch im
Bergbaue große Holzscheite, welche sonst auch Kloben heißen, Klüfte genannt. In
weiterer Bedeutung scheinet es in einigen Gegenden eine große unförmliche
Masse, einen Klotz oder Klump zu bezeichnen. Wenigstens heißt es in einer
Stelle bey dem Opitz: Ob der Herr gleich Steine und Klüfte vom Himmel regnet,
so werden sie uns nicht schaden. Um welcher weitern Bedeutung willen es in
diesem Verstande, so wie Kloß, Klump, Klotz u. s. f. mehr zu kleben, als zu
klieben, spalten, zu gehören scheinet. Im Niedersächsischen wird das dicke
Fleisch in der Bauchhöhle des Rindviehes die Kluft, und das Stammende eines
Baumes die Klufter genannt. 3. Ein gespaltenes Ding, ein Kloben, eine Kluppe;
in welchem Verstande es besonders im Oberdeutschen sehr häufig ist, eine Zange,
besonders aber eine Feuerzange zu bezeichnen. In den Monseeischen Glossen
Chlufti, in Ober-Schwaben Chlufta. In den Florentinischen Glossen ist Cluft um
eben dieser Ursache willen eine Lichtputze. Nach dem Muster der Oberdeutschen
wird so wohl bey den Nagelschmieden eine kleine Zange, als im Hüttenbaue die
lange Zange, womit die Probirer die Scherben und Kapellen in und aus den Ofen
thun, die Kluft oder Kluftzange genannt. Anm. Es stammet in allen diesen
Bedeutungen, die zweyte etwa ausgenommen, von klieben, spalten, her.
S. Klaue, Kloben und Kluppe.
[
1643-1644]