Das Kalb
Das Kalb,
[
1465-1466] des -es, plur. die Kälber,
Diminut. das Kälbchen, Oberd. Kälbelein. 1. Überhaupt, ein Junges verschiedener
Thiere. So nennen die Jäger die Jungen des Rothwildbretes, so lange sie noch
nicht ein völliges Jahr alt sind, Kälber. Ein Hirschkalb, ein männliches Junges
von einem Thiere; Wildkalb, ein weibliches Junges; Rehkalb, ein weibliches
Junges von einem Rehe. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, ein Junges
des Rindviehes. 1) Eigentlich, da es diesen Nahmen so lange führet, bis es ein
völliges Jahr alt wird. Ein Ochsen- oder Bullenkalb, ein Kalb männlichen
Geschlechtes; ein Kuhkalb, Färsenkalb oder Motschenkalb, ein Kalb weiblichen
Geschlechtes. Die Kuh hat ein Kalb geworfen. Kälber, welche im Frühlinge
fallen, d. i. jung werden. Ein Kalb abbinden, absetzen, abspänen, es entwöhnen.
Das Kalb in die Augen schlagen, figürlich, jemanden durch Worte beleidigen. Die
Kuh mit dem Kalbe bekommen, im gemeinen Leben, eine schwangere Person
heirathen. 2) * In weiterer, aber im Hochdeutschen ungewöhnlicher Bedeutung
kommt es in der Deutschen Bibel mehrmahls von einem jungen Rinde, von einer
jungen Kuh, von zwey, drey und mehrern Jahren vor, wohin auch die Stelle Richt.
14, 18 gehöret: wenn ihr nicht mit meinem Kalbe gepflüget hättet u. s. f.
Vermuthlich hatte Luther das folgende Kalbe, eine junge Kuh, im Sinne, weil man
wohl mit einer jungen Kuh, aber nicht mit einem Kalbe pflüget. Daher die
sprichwörtliche R. A. mit eines andern Kalbe pflügen, heimlich von ihm mit Rath
und That unterstützet werden. 3) Figürlich. (a) Wegen einiger Ähnlichkeit, in
den Wörtern Meerkalb, Seekalb, Monkalb,
S. dieselben. (b) Ein junger kindischer, ingleichen
muthwilliger Mensch. Er ist noch ein rechtes Kalb. (
S. Kälbern,) (c) Ein Kalb machen, oder anbinden, in der
niedrigen Sprechart, sich über- geben, vermuthlich wegen der Ähnlichkeit des
damit verbundenen Lautes mit dem Blöcken eines Kalbes.
Da gab sich der, so viel gegessen, Mit stark - und fetten
Kälbern bloß, Günth.
Anm. Bey dem Notker und Willeram Chalb, und im Plural
Chalber, im Engl. und Angels. Calf, im Nieders. Dän. und Schwed. Kalf, Kalv.
Wachter leitet es von dem folgenden kalben her, da doch dieses augenscheinlich
von Kalb abstammet, Ihre und andere aber von dem alten Gallischen galba, fett,
geil. Allein es ist wohl wahrscheinlicher, daß mit diesem Nahmen auf das
blökende Geschrey solcher Thiere gesehen werde, und daß derselbe folglich von
kallen, galfen, gelfen, schreyen, bellen, blöken, herkomme. Galb kommt noch bey
dem Alberus von dem Bellen eines Hundes vor. In den folgenden Zusammensetzungen
stehet dieses Wort bald in der ersten oder zweyten einfachen Endung, bald aber
auch in der vielfachen, bald in mehrern zugleich.
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1467-1468]