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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Die Kaue

Die Kaue, [1519-1520] plur. die -n, ein nur noch im gemeinen Leben übliches Wort, ein hohles, gemeiniglich enges Behältniß zu bezeichnen. 1) Im Oberdeutschen wird die Kaue zuweilen für Käfich gebraucht, und Hühnerkaue ist daselbst eine Hühnersteige. 2) In der Landwirthschaft einiger Gegenden, z. B. in der Lausitz, sind die Kauen, Kaaen oder Koen kleine Verschläge in den Schafställen, diejenigen Schafe, welche ihre Lämmer nicht annehmen wollen, in denselben einzusperren. 3) Im Bergbaue ist die Kaue oder Kaa eine kleine Hütte über einem Schachte, die Haspelzieher vor der Witterung zu bedecken. Anm. Dieses alte Wort hat überhaupt den Begriff des hohlen Raumes und figürlich auch der Bedeckung. Im mittlern Lateine ist Cohua eine Bude, Kaufhalle, Chio, Chyo ein Bauerhaus, Caya ein Haus, im Engl. Coe eine Grube unter der Erde, und im Böhm. Kow ein Bergwerk. Der allgemeine Begriff des hohlen, eingeschlossenen Raumes ist durch eine Menge von Ableitungssylben fast in allen bekannten Sprachen auf eine beynahe unzählige Art eingeschränket und anders bestimmt worden; wohin mit den Hauchbuchstaben im Deutschen Kauche, Kachel, Gieke, Schacht; mit den Lippenbuchstaben, Koben, Kober, Kappe, Käfich, Kübel, Caftan, Kufe, und die Lat. Cavea, cavus, und mit voran gesetztem Zischlaute Schaube, Schoppen, das Nieders. Schapp; mit den Zungenbuchstaben, Kothe, Hutte, Haut, Kanne, Kahn, Canal, Kahr, ein Gefäß, Korb, das Niedersächs. Kuhle; und mit den Zischlauten Casse, Kasten, Kiste, Katze in der Bedeutung eines hohlen Raumes, Haus, Hotze, und hundert andere mehr gehören.
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