Die Kanne
Die Kanne,
[
1491-1492] plur. die -n, Diminut. das
Kännchen, Oberd. das Kännlein, überhaupt, ein jedes hohles Gefäß, wo es doch
nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1. Im Hüttenbaue wird die Form an den
Treibeöfen, worin der Vordertheil der Biesebalges lieget, die Kanne genannt. 2.
Im gemeinen Leben ist die Kanne ein größeres oder blechernes Gefäß zu flüssigen
Dingen. Eine Wasserkanne der Bornkanne, ein hölzernes, rundes, längliches
Gefäß, welches oben gemeiniglich enger als unten ist, und ungefähr einen
Viertel-Eimer oder 15 bis 20 Maß hält. Die Schleifkanne, ein ähnliches Gefäß
mit einem Deckel und einer Handhabe, von 6, 8 und mehr Maß. Die Gießkanne oder
Sprengkanne, ein ähnliches Gefäß, die Gartenfrüchte damit zu begießen. 3. Ein
metallenes oder irdenes Geschirr von sehr ungleicher Gestalt und Größe, mit
einer Handhabe und einem Deckel, allerley Getränke daraus zu schenken.
Gemeiniglich ist es oben enger als unten oder in der Mitte. Die Kaffehkanne,
Milchkanne, Theekanne. 4. Ein cylindrisches Gefäß, von Holz oder Metall,
unmittelbar daraus zu trinken, mit einem Deckel, welches, wenn es von Thon oder
Glas ist, ein Krug genannt wird. 1) Eigentlich, wo es gemeiniglich ein Maß
hält. Aus der Kanne trinken. Zu tief in die Kanne gucken, im gemeinen Leben, zu
viel trinken. Keine Kanne Bier mit jemand trinken wollen, eine der höchsten
Arten der Beschimpfung im gemeinen Leben. 2) Figürlich, ein bestimmtes aber
nicht überall gleiches Maß, gemeiniglich flüssiger Dinge, welches an manchen
Orten mit Maß gleichbedeutend, an andern aber noch davon unterschieden ist. In
Sachsen hält 1 Kanne Wein 2 Kännchen oder Nößel, oder 8 Quartiere; 63 Kannen
Schenkmaß machen in Leipzig einen Eimer, 315 ein Faß, und 756 ein Fuder. Sechs
Leipziger-Kannen machen sieben Dresdner, welche letztere 48 Pariser Cubik-Zoll
hält und mit einer Pariser Pinte überein kommt. In Hannover, Hamburg, Lübeck u.
s. f. gehen 2 Kannen oder Maß auf ein Stübchen, und eine Kanne hält daselbst 2
Quartier oder 4 Nößel. 20 Kannen machen daselbst einen Anker Wein, 32 einen
Eimer. In der Pfalz gehen 48, in Elsaß 60, im Würtenbergischen 160, in Franken
128, und in Leipzig 126 Kannen eine Ohme Wein. Anm. Im Nieders. Kanne, im
Oberd. Kande, Kandel, im Angels. Canne, im Engl. Cann, im Franz. ehedem
Channee, im mittlern Lat. Cana, Canada, im Böhm. und Pohln. Konew. Es gehöret
mit der ersten Hälfte des Griech. und Lat. Cantharus, mit Canalis und Andern zu
dem großen Geschlechte derjenigen Wörter, welche überhaupt einen hohlen Raum,
ein Gefäß, bezeichnen.
S. Kahn, 2. Hund, Kanone u. s. f.
[
1493-1494]