Jener, jene, jenes
Jener, jene, jenes,
[
1431-1432] pronom. demonstrat. relat.
welches in der Declination mit dem Pronomie dieser überein kommt, sich auf eine
entfernte Sache beziehet, und dieselbe so genau bestimmet, als wenn man
gleichsam mit Fingern darauf wiese. Es ist so wohl conjunctiv als absolut, d.
i. es kann ein Hauptwort bey sich haben, oder nicht. Es bestimmet aber, 1.
Überhaupt, eine entfernte Sache, sie sey nun dem Orte, oder der Zeit, oder auch
nur der Vorstellungsart nach entfernt. Auf jener Seite des Berges. Besonders in
den Redensarten, in jener Welt, in jenem Leben, von dem zukünftigen Zustande
nach diesem Leben; an jenem Tage, an dem künftigen Gerichtstage. Auch pflegt
man dieses Pronomen häufig absolute zu gebrauchen, wenn man eine Person nicht
näher bestimmen will oder kann. Wie jener sagte. Jener machte es auch so. 2. In
engerer Bedeutung mit Beziehung auf etwas vorher gehendes oder nachfolgendes.
1) Auf etwas vorher gehendes, oder auf ein vorher genanntes Subject. Jener
Götzen aber sind Silber und Gold, Ps. 115, 4, der der vorher genannten Heiden.
Dem nicht täglich Noth wäre, wie jenen Hohenpriestern, Ebr. 7, 27, welche im
vorigen genannt werden. Daß wir uns nicht gelüsten lassen des Bösen, gleichwie
jene gelüstet hat, 1 Cor. 10, 6. Besonders in Verbindung mit dem Vorworte
dieser, da sich denn dieser auf die nächste Sache, jener aber auf die
entferntere beziehet. Man muß dieses thun, aber jenes nicht lassen. Dieses
Kleid ist schöner als jenes. Die Spartanen liebten die Beschwerlichkeiten, die
Sybariten die Weichlichkeit; weder diese noch jene kannten andere Arten von
Vergnügungen. In der Stelle beym Gellert: Du bist verständiger als deine
Schwester, wenn jene gleich schöner ist, sollte wohl billig diese stehen. 2)
Auf etwas nachfolgendes, für derjenige, wo es doch den Gegenstand noch
nachdrücklicher bestimmt, als dieses Pronomen, und das Relativum der oder
welcher nach sich hat. Was wollte jener Mensch, mit dem du sprachst?
Sie sah die Welt in jener Nacht, In der ich dich zur Welt
gebracht, Gell.
Sie fühlt es, wie sehr ihr jene Würde mangelt, welche nur die
Unschuld ertheilen kann. Ich neige mich mit Ehrfurcht gegen jenes Wesen, dessen
Güte unendlich ist. Sollte jedes von jenen Insecten, jenen Milben, jenen
Gewürmen, welche ohne Zahl in dem kleinsten Raume wimmeln, eine geistige Seele
haben? Wo, besonders in der höhern Schreibart, der Nachsatz auch ausgelassen
werden kann. Jene Stille der Leidenschaften, jene Gewißheit der besten
Erwartungen, jene übergröße und fröhliche Empfänglichkeit, seliger zu werden,
ach sie ist vielleicht unwiederbringlich verloren! Hermes, d. i. welche ich
vorher besaß. Übrigens gilt von diesem Pronomine, was schon bey dieser
angemerket worden. Anm. Daß das j in diesem Worte nicht zum Stamme gehöret,
erhellet aus dem ener bey dem Notker, in enero werlte. Auch bey den
Schwäbischen Dichtern lautet es noch ener für jener; und bey dem Tschudi ens
für jenes. Indessen hat schon Ottfried gener, und Ieroschin gyn, gynre. Andere
Oberdeutsche Schriftsteller gebrauchen es für das persönliche Fürwort er und
noch andere für das Demonstrativum derjenige,
S. das letztere. Im Nieders. ist jenne und jenig jemand
und einiges. Eben Daselbst hat man auch das Pronomen gunnen, welches aber nur
von einem Orte gebraucht wird, und das Nebenwort genne, jenne, dort. Übrigens
ist für jener in einigen Oberdeutschen Gegenden auch das verlängerte jeniger,
jenige, jeniges üblich, welches wir nur in dem zusammen gesetzten derjenige
kennen.
S. dasselbe. Das unabänderliche Beywort jenerley, von
jener Art, ist so wie dieserley gleichfalls nur im Oberdeutschen üblich.
[
1433-1434]