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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Der Jageteufel | | Die Jähe

Jähe

Jähe, [1417-1418] -r, -ste, adj. et adv. schnell, der Bewegung nach, und schnell machend, dem Orte nach. 1. Schnell, der Bewegung nach. 1) * Von der körperlichen Bewegung, wo es im Oberdeutschen noch üblich ist. Jähe laufen, nicht so jähe! nicht so schnell. Wie ist dir so gach? der Burggr. von Riedenburg, warum eilest du so? Es wart im gach ze flucht, eben ders. Alsdann ist ihm zu fliehen nach, Theuerd. Im Hochdeutschen wird es in dieser Bedeutung nicht mehr gebraucht. 2) Plötzlich, unvermuthet, was in der Geschwindigkeit entstehet oder geschiehet. Ein jäher Zufall, ein Jäher Schrecken, ein jäher Tod. Sie sollen verzehret werden vom Fieber und jähem Tode, 5 Mos. 32, 24. Einen jähen Entschluß fassen. Eine jähe Liebe, welche schnell entstehet. Vermochte der Nahme Romeo nicht, die jähe Flamme zu löschen? Weiße.
Hier wo der Hoffnung Blüthen Ein jäher Frost erstickt, ebend. Der Wollust jäher Brand verschwendet des Lebens Kräfte, Hall.
Im Oberdeutschen ist die Taufe oder Gachtaufe die Nothtaufe. 3) Besonders, dem Gemüthe nach hitzig, schnell vom Gemüthe, ingleichen voreilig, unbedachtsam. Die Anschläge eines Endelichen bringen Überfluß, wer aber allzu jach ist, wird mangeln, Sprichw. 21, 5. Ein jaher Wäscher wird zu Schanden, Sir. 9, 25. Ein weiser Mann schweiget, bis er seine Zeit erstehet, aber ein jäher Narr der Zeit nicht erharren, Sir. 20, 7. Er ist ein wenig jähe, hitzig, zum Zorne geneigt. ( S. Jähzorn,) 2. Dem Orte nach, diejenige Beschaffenheit der Fläche eines Dinges zu bezeichnen, da sie sich der Perpendicular-Linie nähert; sehr abschüssig. Ein jäher Berg, ein jäher Fels, dessen Abhang sich der senkrechten Linie nähert. Eine jähe Treppe. Die Böschung des Walles ist zu jähe. Der jähe Fall der Donau verursacht ihren schnellen Fluß. In den Monseeischen Glossen ist gahin durch abrupta erkläret. In dieser Bedeutung gebraucht man es in der edlen und anständigen Schreibart für das im gemeinen Leben übliche steil, im Oberd. stickel, stigel. Im Oberdeutschen ist für jähe auch stotzig, stotzachtig, gähstotzig und im Bergbaue auch prallig üblich. S. Abhängig und Abschüssig. Anm. Im Oberdeutschen gäh, und in der Adverbial-Form gach, im Nieders. gau, gai, gaje ( S. Gaudieb,) im Angels. geoc. Im Engl. ist gay, im Franz. gay, im Ital. gaio, munter, lustig. Das j gehöret vornehmlich der Hochdeutschen Mundart zu. Bey dem Ottfried findet sich auch das Zeitwort gahen, und bey den Schwäbischen Dichtern gachen, für eilen. Es ist mit Gehen, Jagen, und allen Zeitwörtern, welche eine Bewegung bedeuten, genau verwandt. S. auch Jähling.
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