2. Die Hose
2. Die Hose,
[
1295-1296] plur. die -n, Diminut. das
Höschen, ein gleichfalls sehr altes Wort, eine Bekleidung, eine Bedeckung des
menschlichen Leibes zu bezeichnen. 1) * Überhaupt, ein jedes Kleid, in welcher
längst veralteten Bedeutung das mittlere Lat. Housia, Houcia, Hussia, Franz.
Housse, ein langes Kleid, vorkommt. Im Isländ. ist Kausung ein Rock, so wie
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - schon im Griechischen
eine Art eines Kleides bedeutete;
S. Casakin. 2. In engerer Bedeutung, eine hohle
Bekleidung des untern Leibes und einzelner Theile desselben, wiederum unter
mancherley Einschränkungen. 1) Eine Art den Unterkleidung, wo Beinkleider und
Strümpfe nur ein einziges Stück ausmachen; dergleichen Kleidungsstücke man noch
in manchen Fällen unter dem Nahmen der Streifhosen, im Plural, kennet. Im Ital.
Vola. 2) Ein Strumpf, eine sehr alte, und so wohl im Ober- als Niederdeutschen
noch nicht ganz veraltete Bedeutung; bey dem Golius Kniehose, daher ein
Strumpfstricker noch an einigen Orten ein Hosenstricker genannt wird. Das
Nieders. Hase, Fries. Husse, Engl. Hose, mittlere Lat. Hosa, Osa, Hossa, Houcia
u. s. f. bedeuten gleichfalls einen Strumpf, anderer zu geschweigen. 3) Eine
Rüstung der Beine, metallene Fußschienen, und in den folgenden Zeiten ein
Stiefel, eine lederne Bekleidung der Beine. Der eherns Beinharnisch 1 Sam. 17,
6 heißt in einer alten handschriftlichen Übersetzung der Bibel bey dem Frisch
eren Hosen, und im Gemma Gemmar werden die Stiefeln Lederhosen genannt; isen
hose, bey dem Stryker. Im Ital. ist Usatto ein Bauernstiefel, kurzer Stiefel,
im mittlern Lat. Osa, wovon auch unser Schuh und Schuster, Franz. Chaussetier,
abstammen;
S. diese Wörter. 4) Eine Fußsocke, welche Bedeutung noch
das Dänische Hose hat. Die Schuster nennen dasjenige Stück Kalbleder, welches
im Kleinen dem Oberleder gleicht, und den mittlern Theil der Sohle bedeckt,
damit sich der Schuh desto leichter aus und anziehen lasse, auch im
Hochdeutschen und im Diminut. das Höschen. (
S. auch Schuh.) 5) Am üblichsten ist dieses Wort im
Hochdeutschen in der Bedeutung einer hohlen Bekleidung der Dickbeine und
Hüften, wo es am häufigsten im Plural gebraucht wird, weil eine solche
Bekleidung aus zwey hohlen Theilen für die beyden Schenkel bestehet; die Hosen,
Schwed. Hosor, Franz. Chausses, Housseaux. (a) Eigentlich, wo dieses Wort nur
im gemeinen Leben üblich ist, indem man in der anständigern Sprechart sich
lieber des Ausdruckes Beinkleider bedienet. Enge, weite Hosen tragen. Die Hosen
anlegen, anziehen. Dahin auch die figürlichen, aber nur in den niedrigen
Sprecharten üblichen Redensarten gehören: das Herz ist ihm in die Hosen
gefallen, von einem sehr zaghaften Menschen; die Frau hat die Hosen, träge die
Hosen, wenn sie die Herrschaft über den Ehemann hat, ein Ausdruck, welcher in
den Französischen Fabliaux bereits 1190 vorkommt; sich die Hosen nehmen lassen,
die Herrschaft im Ehestande; der Stand der geflickten Hosen, der Ehestand.
S. auch Schlafhosen, Unterhosen, Schweizerhosen, Reithosen,
Pumphosen, Pluderhosen. (b) Figürlich. aa) Der untere Theil des
Hinterfußes an einem Pferde, von den Hanken an bis an das Gelenk, wird die Hose
genannt. bb) Auch das Federvieh hat Hosen, wenn es an den Schenkeln rauch
bewachsen ist. cc) In der Bienenzucht sind die Höschen linsenförmige Anhänge an
den Hinterbeinen der Arbeitsbienen, welche eigentlich aus Bienenbrot oder
Wachsmehl bestehen, daher dieses Bienenbrot selbst auch wohl die Höschen
genannt wird.
Wir (Bienen) die wir in den warmen Tagen Die Höschen in die
Zellen tragen, Gell.
Anm. Frisch leitet unser Hose unbillig aus dem Franz.
Chausses, und dieß von dem Latein. Caliga her. Hosen und Chausses zeugen
vielmehr von der ältersten Übereinstimmung der Europäischen Sprachen. Die
ältern Hosen bedeckten, wie schon oben gesagt worden, so wohl die Hüften und
Dickbeine, als auch die Füße, dergleichen noch jetzt die Schiffer, und die
Landleute in manchen Gegenden tragen. Als die feinere Welt dieses
Kleidungsstück zu theilen anfing, nannte man den obern Theil im Deutschen mit
dem alten Nahmen die Hosen, und im Franz. le haut de chausse, den obern Theil
der Hose; den untern aber im Deutschen die Strümpfe und im Franz. les bas de
chausse, und nachmahls nur schlechthin les bas. (
S. auch Schuster.) Daß übrigens in diesem Worte der
Begriff der Bekleidung, der Bedeckung der herrschende ist, erhellet aus dem
Dithmarsischen, wo eine Hose, mit der gewöhnlichen Verwechselung des s und d,
die [
1297-1298] Heyd heißet, woraus sich zugleich die
Verwandtschaft mit unserm Haut ergibt;
S. dasselbe, ingleichen Hut. So fern die Hose aber
zunächst ein hohles Kleidungsstück bezeichnet, kommt es mit dem in
Niedersachsen üblichen Buchse, Büre überein, Dän. Burer, Schwed. Byxa, enge
Beinkleider zu bezeichnen, welches gleichfalls eine allgemeine Benennung eines
hohlen Gefäßes ist. [
1297-1298]