Horchen
Horchen,
[
1281-1282] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, mit Anstrengung aller Gehörnerven etwas durch das
Gehör zu empfinden suchen. 1) Überhaupt. Ich habe lange gehorchet, aber nichts
gehöret. Die Sache, welche man durch das Gehör zu empfinden sucht, bekommt das
Vorwort auf. Ich horchte darauf, auf die Weisheit, Sir. 51, 21. In der höhern
Schreibart druckt man sie auch wohl mit der vierten Endung aus, als wenn
horchen ein Activum wäre. Er horchet dann ihr Lied, Geßn. Die Echo horchte die
neue Musik, ebend. Die Nachtigall schwieg und horchte die zärtlichen Accente,
Zachar. Eben daselbst nach Art der Oberdeutschen auch mit der zweyten Endung.
Dine friunt horechent des, Willer.
- Das Raubthier noch im Grimme Ließ das ergriffne Lamm und
horchete der Stimme, Dusch.
Ingleichen mit der dritten.
Der Nachhall horchet den Liedern, Zachar.
In weiterer Bedeutung wird es im gemeinen Leben
Oberdeutschlandes häufig für hören, zuhören gebraucht. Horch! höre. Horchen sie
einmahl, hören sie einmahl. 2) In engerer, aus Borwitz auf etwas horchen, was
man nicht hören soll. An der Thür horchen. Es horcht jemand, nähmlich an der
Thür. Noch mehr in der Zusammensetzung behorchen. Anm. Bey dem Willeram
horechen, Nieders. horken, im Dithmarsischen harken, im Angels. hyrcnian,
heorcnian, im Engl. to hearken.
S. auch Lauschen. Nicht, wie Frisch will, von hörig, als
wenn es für hörigen stände; sondern es ist das Intensivum von hören. In der
figürlichen Bedeutung, gehorsam seyn, ist im Hochdeutschen nur das zusammen
gesetzte gehorchen üblich,
S. dasselbe; im Nieders. aber wird auch horken in diesem
Verstande gebraucht.