Der Hochmuth
Der Hochmuth,
[
1225-1226] des -es, plur. car. der hohe,
erhabene Muth. 1) * Die Freude, und die Fertigkeit, stets vergnügt zu seyn, im
Gegensatze des Unmuthes; eine veraltete Bedeutung.
Der cleinen vodel freude ist gros Si freuwent sih der liehten
tage Di adler welte bringent hohgemuete, Graf Kraft von Toggenburg. Gen der
lieben hat ich wol gedaht Das si mir hohgemuete geben O we nu krenket si den
minen muot, Jac. v. Warte. Sit ih ane froeide und ane hoh gemuete var, Heinr.
von Stretlingen. Das ich die swere gar verbere Vnd iemer hohes muotes were,
Reinmar d. Alte.
Und so in andern Stellen mehr, wo auch das Bey- und Nebenwort
hochgemuot, für fröhlich, wohlgemuth, häufig vorkommt. 2) * Erhabene, edele
Gesinnung, Hoheit des Geistes Großmuth; eine gleichfalls veraltete Bedeutung,
in welcher so wohl das Hauptwort, als auch das Bey- und Nebenwort hochge- muth
bey den Schwäbischen Dichtern mehrmahls vorkommt. Das Dän Hoimood hat diese
Bedeutung noch.
Swenne ich bi der hochgemuoten bin, Rudolph von Rotenburg.
In dieser Bedeutung scheint auch Gryphius den sonst
ungebräuchlichen Superlativ höchstmüthig zu gebrauchen: Eichen werden, ob sie
gleich öfters den heftigsten Stürmen unentworfen - selbst unter dem Rauschen
der erzürnten Wellen höchstmüthig bestehen. 3) * Übermuth, Frevel, welche
Bedeutung gleichfalls nicht mehr üblich ist. In einem handschriftlichen
Stadtrechte des Königreiches Böhmen heißt es Kap. 52: Diß heißt und ist ein
Hochmutt, Erstlich, wenn einer jemanden seine Walde, Wiesen, Beume, Weinstöcke
abhauet. Zum andern, in Flußwassern, Bächen, Gräben, behaltene Fische oder
Krebse fienge. Zum dritten über beschehenes Verboth auf frembden Gründen,
auserhalb freyem Wege und Stege ritte oder gienge u. s. f. 4) Die Fertigkeit,
sich bey der Beurtheilung seiner Verhältnisse ungegründete Vorzüge beyzulegen,
und dieses zu äußern. Äußert sich diese Gesinnung durch die ungeordnete
Begierde auch zu andrer Urtheil von diesen ungegründeten Vorzügen, so wird es
eigentlich Stolz; obgleich beyde Ausdrücke häufig mit einander verwechselt
werden. Jemanden etwas als einen Hochmuth, für einem Hochmuth auslegen.
Hochmuth mit etwas treiben, darauf hochmüthig seyn, ist nur noch im gemeinen
Leben üblich, so wie auch die biblische R. A. Hochmuth üben, Ps. 31, 24,
ungewöhnlich ist. Vielen Hochmuth haben, besitzen. Sprichw. Hochmuth gehet, vor
dem Falle. An einigen Orten wird auch die Guckgucksblume, Lychnis Flos cuculi
L. Hochmuth genannt. Anm. Schon in dieser vierten Bedeutung bey dem Notker
Hohmuoti, im Nieders. Homood, Homisse, Im Dän. Hovmood, im Schwed. Högmod, im
Angels. Heahmod, bey dem Ulphilas Hauhhairtei, Hochhertzigkeit. Im
Oberdeutschen hat man auch das Zeitwort hochmüthigen, aus Hochmuth verhöhnen,
Nieders. verhomodigen. [
1227-1228]