Hin
Hin,
[
1179-1180] eine ehemalige Präposition,
welche aber jetzt nur noch als ein Adverbium gebraucht wird, die Richtung einer
Bewegung von der redenden Person weg, in die Ferne zu bezeichnen. 1)
Eigentlich, wo es, wenn es nicht unmittelbar mit Zeitwörtern zu- sammen gesetzt
ist, andern Partikeln zugestellet wird, die jetzt gedachte Richtung zu
bestimmen. Rechts hin, links hin, d. i. rechter, linker Hand von mir weg in die
Ferne. Gehe zum Ufer, an das Ufer hin. Hin und her gehen, hin und wieder gehen.
Hin und wieder, wird auch figürlich für hier und da gebraucht, an einigen
wenigen unbestimmten Orten. Hin und wieder stehet man nur einen Baum.
S. Hier. Hin und her auf Mittel sinnen, allerley Mittel
erwägen. Eine Sache hin und her überlegen, von allen Seiten. Mode hin, Mode
her! ein Ausdruck der Geringschätzung, Verachtung einer Sache. Gebeut hin und
gebeut her, Es. 28, 10. Zuweilen stehet es auch elliptisch, so daß das dazu
gehörige Zeitwort ausgelassen wird. Hin, und gehe zum Könige David, 1 Kön. 1,
13. Besonders, wenn es den Zeitwörtern können, sollen, wollen, müssen, seyn;
zugesellet wird, mit welchen es daher auch nicht eigentliche Zusammensetzungen
ausmachen kann. Er will hin, d. i. hinreisen. Ich kann nicht hin, nicht
hinkommen. Er muß hin. Er ist schon hin, d. i. schon hingegangen, hingereiset.
Er soll hin, hingehen. Mit dem Zeitworte seyn wird es oft figürlich gebraucht,
den Verlust einer Sache zu bezeichnen, für weg. Auch dieser Freund ist hin, wir
haben ihn verloren. Meine Anschläge, meine Rache, alles ist hin.
Hin ist alle meine Kraft, Alt und schwach bin ich, Gleim.
Hin ist hin, im gemeinen Leben, was verloren ist, ist
verloren.
S. auch Dahin. Eine andere Figur ist es, wenn es im
gemeinen Leben mit der Partikel so die mittelmäßigen Beschaffenheit einer Sache
bezeichnet. Es gehet noch so hin, so ziemlich, erträglich. 2) * Figürlich, von
einer Zeit, eine Richtung von einer gegenwärtigen Zeit bis zu einer entferntern
zu bezeichnen; in welcher Bedeutung es aber nicht mehr gebraucht wird. Anm. 1.
Das i ist in diesem Wörtchen geschärft, ob es gleich Mundarten gibt, welche es
zur Ungebühr dehnen. Da es ehedem, so wie her ein wirkliches Vorwort war, so
wird es auch mit den Zeitwörtern, welche es begleitet, alle Mahl zusammen
gezogen, wo es zugleich den Ton behält, und zu den trennbaren Partikeln
gehöret, welche in der Conjugation hinter das Zeitwort treten; er ging hin.
Anm. 2. Außer den Zeitwörtern wird es auch mit Vorwörtern zusammen gesetzet,
die Richtung der Bewegung von dem Redenden weg zu bezeichnen, wo es alle Mahl
die erste Stelle bekommt, den Ton aber auf das Vorwort wirft, wie in hinab,
hinan, hinauf, hinaus, hinein, hinüber u. s. f. Aber auch mit Nebenwörtern, wo
es seine Stelle an dem Ende bekommt, wie in dahin, forthin, umhin, wohin, (von
welchem es oft wieder getrennet wird;
S. dasselbe,) schlechthin, immerhin, umhin u. s. f. wo
es zum Theil figürliche Bedeutungen bekommt, oft aber auch nur dazu dienet, aus
dem Vorworte ein Nebenwort bilden zu helfen. Unten hin, oben hin, neben hin, u.
s. f. werden besser getheilet, als zusammen gezogen geschrieben. Anm. 3. Dieses
alte Wörtchen lautet bey dem Ottfried und Willeram hina, im Nieders. hen, im
Schwed. haen, ehedem aber hedan. Es war ehedem ein Pronomen, welches jener
bedeutete und dem gleichfalls veralteten hie, dieser, entgegen gesetzet war.
Dieß erhellet noch aus dem Schwedischen und Isländischen, wo das Pronomen hin,
jener, noch völlig gangbar ist. In unserm vorhin, vor dieser Zeit, hat es noch
etwas von dieser sonst veralteten Bedeutung, wohin auch das Oberdeutsche kurz
abhin, vor kurzen, nächsthin u. s. f. gehöret. Ehedem lautete es auch nur en,
enweg, hinweg. [
1181-1182]