Der Heiland
Der Heiland,
[
1067-1068] des -es, plur. die -e. 1) *
Überhaupt, eine Person, welche uns Heil, d. i. Glückseligkeit, Wohlfahrt,
verschaffet, besonders nach einem vorher uns widerfahrenen Übel; ein Erretter,
ein Befreyer, Heilbringer. Der Herr erweckte ihnen einen Heiland, der sie
erlößte, Athniel, Richt. 3, 9. Und der Herr gab Israel einen Heiland, der sie
aus der Gewalt der Syrer führete, 2 Kön. 13, 5. Und werden Heilande herauf
kommen auf den Berg Zion, das Gebirg Esau zu richten, Obadja v. 21. Und so in
andern Stellen mehr. In dieser weitern Bedeutung ist es im Hochdeutschen
veraltet, wo man es 2) nur in engerer und vorzüglicher Bedeutung von der
zweyten Person des göttlichen Wesens gebraucht, so fern sie als Gottmensch der
Urheber unserer gesammten geistlichen Wohlfahrt ist, da es denn zunächst den
Hebr. Nahmen Jesus ausdruckt, -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , ein Heiland, von -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , heilen. Anm. Die letze Sylbe hat bey einigen Wortforschern
Schwierigkeiten gefunden. Die ungereimteste Ableitung ist wohl die, da man
dieses Wort als ein zusammen gesetztes von Heil und Land ansiehet, und es durch
eine Person erkläret, welche Heil in das Land bringet; ein sehr alter Einfall,
welcher schon den guten Ottfried irre geführet hat.
Er giheilit thiz lant Heiz inan ouh Heilant,
sagt er B. 1, Kap. 8. Richtiger sehen Wachter und andere
dieses Wort als das alte Mittelwort von dem Zeitworte heilen an, für Heilend,
weil die Franken und Alemannen, ja noch selbst die heutigen Oberdeutschen diese
Mittelwörter häufig auf -and machen, so wie sich die Zeitwörter bey ihnen auf
-an statt -en endigen; wie Sceffant, für Schöpfer u. a. m. Frisch ist zwar
damit nicht zufrieden, sondern hält Heiland für ein Abstractum, welches
eigentlich das Heil selbst bedeute, und aus Heilat, für Heilde, entstanden sey,
so wie aus Heimde, Heimath, und aus Läumde, Leimund geworden ist. Allein seine
Gründe sind bey weiten nicht hinreichend. Zwar gebrauchen Kero Heilantii, und
Ottfried Heiland, einige Mahl für das Heil selbst, allein warum sollte nicht
dieses eben so gut das Mittelwert seyn können? Bey dem Kero ist Heilantii eine
Übersetzung des Lat. Salutare. Notker gebraucht von Christo das Wort Haltende,
der Übersetzer Isidors nennt ihn den Nerrendhin Druhtin, von dem alten nähren,
befreyen, wovon wir noch das Neutrum genesen haben, Ulphilas aber Nasjands, von
eben diesem Worte, und im Angels. heißt er Nerigend; welche wohl unstreitige
Mittelwörter und gewiß keine Abstracta sind. Übrigens kommt für Heiland bey dem
Ottfried und andern, bis in das 15te Jahrh. auch das jetzt veraltete Heiler,
für Salvator, selbst in der weitern Bedeutung eines Arztes vor.