Die Haut
Die Haut,
[
1037-1038] plur. die Häute, Diminut. das
Häutchen, Oberd. Häutlein, eine Benennung verschiedener Arten natürlicher
biegsamer Decken, so wohl flüssiger als fester Körper. 1. Bey flüssigen mit
fremdartigen festern Theilen vermischten Körpern bildet sich auf der Oberfläche
eine solche Decke oder Haut, wenn die feinern flüssigen Theile abdampfen und
die festern fremdartigen zurück lassen. 2. Bey festern Körpern, besonders aus
dem Pflanzen- und Thierreiche, ist die Haut, 1) überhaupt ein aus Fasern
verschiedener Art bestehendes biegsames Gewebe, die darunter liegenden Theile
vor der Verletzung zu bewahren. Von der Art ist die Haut, womit manche Früchte,
Kerne, Zwiebeln und andere Theile der Pflanzen umgeben sind, und welche bey
vielen noch eine Schale über sich hat. In dem thierischen Körper werden sehr
viele Theile, von einem ähnlichen aber festern und zähern Gewebe bedecket,
welches, wenn es sehr zart und fein ist, das Häutchen oder Häutlein genannt
wird. Dahin gehören die Hirn- oder Gehirnhaut, die Beinhaut, die Hornhaut des
Auges u. s. f. 2) In engerer Bedeutung, die äußere natürliche Bedeckung der
thierischen und menschlichen Körper, welche gemeiniglich aus weißlichen Fasern
bestehet, oft mit Haaren bedeckt ist, und auch das Fell genannt wird. In der
Zergliederungskunst unterscheidet man das Häutchen oder die Oberhaut (Cuticula)
von der eigentlichen Haut (Cutis). Ersteres ist sehr zart und glänzend, bedeckt
die letztere, und gibt sich los, wenn die Haut mit heißem Wasser verbrannt
wird. Im gemeinen Leben verstehet man unter dem Nahmen der Haut entweder beyde
zusammen genommen, oder auch nur die erstere. Einem Thiere die Haut abziehen.
Eine Haut gärben, gar machen. Harte Haut an den Händen haben. Es läuft mir ein
Schauer über die Haut. Ein Geschwür aus heiler Haut, im gemeinen Leben, welches
von sich selbst entstehet, ohne Verletzung von außen. Wenn von den natürlichen
Bedeckungen der thierischen Körper die Rede ist, so wird Haut bald in der
weitesten Bedeutung von allen Thieren gebraucht, bald aber auch in engerer. In
der ersten Bedeutung sagt man, daß die Schlangen ihre Haut ablegen, eine
abgestreifte Schlangenhaut, eine Fischhaut, Aalhaut u. s. f. in welchem Falle
das Wort Balg üblicher ist. In engerer Bedeutung ist es nur von den Häuten
größerer Thiere, besonders solchen, welche ausgewirket und nicht abgestreifet
werden, üblich, sie mögen übrigens noch mit Haaren bedeckt seyn oder nicht.
S. Balg und Fell. Von der menschlichen Haut sind eine
Menge figürlicher R. A. im Gange, welche aber größten Theils niedrig, höchstens
in der vertraulichen Sprechart üblich sind. Dahin gehören: Einem die Haut über
die Ohren ziehen, ihn seines Vermögens berauben, welches Mich. 3, 2, 3 heißt,
die Haut schinden und abziehen. Mit ganzer Haut davon kommen, ohne Verwundung,
ohne Schaden. Die Haut juckt ihm, sagt man von einem frevelhaften Kinde oder
Menschen, wenn beyde sich nach Schlägen zu sehnen scheinen. Jemanden die Haut
voll schlagen. Jemanden die Haut voll lügen. Einem recht auf die Haut greifen,
ihm mit Ernst zusetzen, scharf in ihn dringen. Sich seiner Haut wehren, sich
nachdrücklich vertheidigen. Seine Haut theuer verkaufen, nicht ungerochen
sterben, nicht ohne den Schaden eines andern zu Grunde gehen. Mit der Haut
bezahlen, für ein Verbrechen am Leibe, oder mit dem Leben büßen. Es gilt seine
Haut, sein Leben. Auf der faulen Haut liegen, müßig gehen, siehe Bärenhäuter.
Wieder in die alte Haut schliefen, wieder in seine vorigen Fehler oder Sünden
verfallen. Vor Zorn, vor Freude aus der Haut springen wollen. Ich möchte aus
der Haut fahren, sagt man in einer heftigen Leidenschaft. Er ist ein Schelm in
der Haut, die Leichtfertigkeit ist ihm angeboren. Seine Haut selbst zu Markte
tragen, etwas auf seine eigene Gefahr versuchen. Er steckt in keiner guten
Haut, hat keinen gesunden Körper. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken,
möchte nicht an seiner Stelle seyn. Aus fremder Haut ist gut Kiemen schneiden,
mit anderer Vermögen kann man leicht freygebig seyn. Wohin auch folgende
niedrige Stelle aus dem Opitz gehöret:
Ist schon der Geist entflogen, Und aus der Haut gezogen.
Eine gute ehrliche Haut, im gemeinen Leben, eine gute,
ehrliche Person, ohne besondere Gemüthsgaben; Franz. un bon Diable. Er ist
immer eine gute Haut gewesen, Less. Anm. Bey dem Ottfried Hut, bey dem Notker
Hiute, für Leder, im Nieders. Huud, im Angels. Hyd, im Engl. Hide, im Holländ.
Huid, im Schwed. Hud, im Lettischen Uda, im Lat. Cutis. Es wird gemeiniglich,
und zwar mit vieler Wahrscheinlichkeit, von dem Zeitworte hüthen, bedecken,
Angels. hy- [
1039-1040] dan, Engl. to hide, Griech.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , hergeleitet, so daß es
ursprünglich eine jede Decke bedeutet haben kann; welcher Begriff auch in dem
Worte Fell zum Grunde lieget. Im Nieders. bedeutet daher behüen auch mit
Kleidungsstücken bedecken. Das Nieders. Schuut, Fell, Haut, Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , ist nur durch den vorgesetzten
Zischlaut davon unterschieden, so wie in dem Lat. Scutum, ein Schild, noch die
erste Bedeutung des Schutzes, der Bedeckung, übrig geblieben ist.
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1039-1040]