Die Glocke
Die Glocke,
[
725-726] plur. die -n, Diminut. das
Glöckchen, Oberd. Glöcklein. 1. Eigentlich, ein metallenes hohles Werkzeug in
Gestalt eines stumpfen ausgeschweiften Kegels, welches gemeiniglich inwendig
mit einem Klöppel versehen ist, andern durch ihren Klang ein gewisses Zeichen
zu geben. Besonders die größern Werkzeuge dieser Art. 1) Im weitern Verstande.
Glocken gießen. Eine Glocke gießen.
S. Glockengießer. Mit der Glocke läuten, oder die Glocke
läuten, durch Bewegung derselben, welche zugleich den Klöpel in Bewegung
bringt, den verlangten Schall hervor bringen. * Mit der Sauglocke läuten, in
der niedrigen Sprechart, Zoten hervor bringen. Etwas an die große Glocke
schlagen, figürlich, es öffentlich bekannt machen. Der Glöckchenston oder
Glöckleinton, ein Register in den Orgeln, welches wie Glöckchen klingt. 2) In
engerer Bedeutung, im gemeinen Leben, eine Schlaguhr, Die Glocke hat noch nicht
zehn geschlagen; Die Glocken schlagen in der Stadt nicht überein. Was ist die
Glocke? in Niedersachsen für, wie viel Uhr ist es? Die Glocke ist acht, eben
daselbst, es ist acht Uhr. 2. Figürlich, wegen der Ähnlichkeit in der äußern
Gestalt. 1) Verschiedene Gefäße, welche die Gestalt einer Glocke haben.
Dergleichen sind die gläsernen Glocken der Gärtner, sie über gewisse Arten von
Pflanzen zu decken, die Glocken der Wassertäucher, sich darunter unter dem
Wasser zu erhalten, die Glocke an der Luftpumpe, die Glocken in der Chymie,
glockenförmige Gefäße zur Bereitung der sauern Geister, die Glocken der
Wäscherinnen, Manchetten, Krausen u. s. f. darauf auszustoßen, von der
Ähnlichkeit mit einem Glockenklöp- pel, wozu bey glatter Wäsche das Plätteisen
gebraucht wird, die glockenförmigen Stürzen über die Schüffeln u. s. f. 2) Bey
den Jägern, ein glockenförmiges Garn zum Hühnerfange im Winter,
S. Glockengarn. 3) Die glockenförmigen Kelche gewisser
Blumen, und diese Gewächse selbst. So wird die Halswurz, Campania Trachelium
und glomerata L. von einigen wilde Glöckchen, die Akeley aber an einigen Orten
Glocken genannt,
S. Glockenblume. 4) Eine ehemalige Art der Kleider
beyder Geschlechter in Gestalt einer Glocke; im mittlern Lat. Cloca. Anm. In
der ersten eigentlichen Bedeutung lautet dieses Wort im Nieders. Klokke, im
Engl. Clock, im Angels. Clugga, im Wallis. Cloch, im Franz. Cloche, im mittlern
Lat. Gloccus, Clocca, Glogga, im Dän. Klokke, im Schwed. Klocka, Es stammet
wohl, wie schon Wachter bemerkt, von dem veralteten klochen, klocken, her,
wofür jetzt klopfen üblich ist, welches schon bey dem Kero clochon lautet, und
zu dem Geschlechte der Wörter locken, Glucke u. s. f. gehöret. Hagen bey dem
Pez nennt noch den Klöppel Clechel. Glocke und Schelle sind zunächst nicht der
Größe, sondern der verhältnißmäßigen Dicke des Metalles nach unterschieden.
Einige hauchende Oberdeutsche sprechen das g zu Anfange dieses Wortes wie ein
ch, die Hochdeutschen mit dem dem g eigenthümlichen Laute, die Niedersachsen
und Niedersächsischen Hochdeutschen wie ein gewöhnliches k aus, und pflegen es
auch so zu schreiben. [
725-726]