Gestrenge
Gestrenge,
[
637-638] -r, -ste, adj. et adv. für das
einfache strenge, mit der müßigen Verlängerung. 1) In dessen gewöhnlichsten
Bedeutung. Die Welt ist ein scharfsichtiger und gestrenger Richter. Dasselb
Wetter was gestreng und hatt, Theuerd. Kap. 72. 2) Fest haltbar, stark, im
Oberdeutschen. Ein Dorf dadurch ein gestrenger (fester) Paß. von Zürch nach
Winterthur ist, Bluntschli.
Er hat nicht Lust an Rosses Stärke, Nicht an des strengen
Mannes Beinen, Opitz Ps. 147.
Ein starker Gott heißt im Isidor Got strengi, und stärken im
Tatian strengisan. Ingleichen tapfer; in welcher im Hochdeutschen gelichfalls
veralteten Bedeutung es ehedem, da die Tapferkeit noch eine nöthige Eigenschaft
des Adels war, ein Ehrentitel war; der dem Adel so wohl männlichen als
weiblichen Geschlechtes gegeben wurde, und in einigen Oberdeutschen Gegenden
demselben noch jetzt gegeben wird, wo ihn auch Doctores und andere Personen
bekommen, deren Würde man dem Adel gleich schätzet. Gestrenger Herr, gestrenge
Frau. Ingleichen im Abstracto. Ew. Gestrengen. Mit dem Anfange des 16ten
Jahrhundertes sing. dieser Titel in vielen Gegenden an zu veralten. In dem
alten Fragmente von Carls Krieg wider die Sara- cenen bey dem Schilter bedeutet
strang gleichfalls tapfer. Es kommt in dieser Bedeutung, mit dem Lat. strenuus
genau überein, woraus aber noch nicht folget, daß es aus demselben gebildet
worden.
S. Strenge. Im Engl. ist strong, im Angels. strang und
strec, (
S. Strak,) im Schwed. streng, im Griech. $, und im
Isländ. und Altschwed. ohne Zischlaut dreng, gleichfalls stark und tapfer.
Wilhelm der Eroberer legte zu Anfange des eilsten Jahrhundertes einigen treuen
Engländischen Familien ausdrücklich den Ehrentitel drenges bey.
S. Ihre Glossar. v. Dreng.
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639-640]