Die Geige
Die Geige,
[
505-506] plur. die -n. 1) Im gemeinen
Leben und in der vertraulichen Sprechart, dasjenige musikalische
Saiten-Instrument, welches am häufigsten eine Violine, und in den niedrigen
Sprecharten eine Fiedel genannt wird. Auf der Geige spielen, die Geige spielen.
Eine gute Geige spielen, die Geige gut spielen. Da hängt der Himmel voller
Geigen, figürlich im gemeinen Leben, dort empfindet man nichts als Freude. Der
Himmel hängt nicht stets voll Geigen, die Freude wird oft unterbrochen. Die
erste Geige ward vielleicht aus dem Brustbeine der Gans, (vulg. der Hüpfauf,)
gemacht, worüber man etliche Saiten spannte. Wenigstens ist sie bey den
Lansitzer Wenden noch jetzt in dieser Gestalt üblich; daher die Geige auch im
Slavonischen Hausle, Hußly heißt, von Hus, eine Gans. 2) Figürlich wird wegen
einiger Ähnlichkeit auch dasjenige Werk- zeug, worauf die Kammmacher die Kämme
poliren, die Filzgeige oder Geige genannt. Ingleichen ein hölzernes Werkzeug,
welches leichtfertigen Personen zur Strafe um den Hals und um die Hände gelegt
wird,
S. 2 Fiedel 2. Anm. Im Nieders. Gigel, im Schwed. Giga,
im Engl. Gig, im Ital. Giga, im mittlern Lat. Giga.
Thich froewet niht der tamber noch diu gige, Ulrich von
Winterstetten.
Wachter leitet es von einem veralteten geigen, reiben, ab, so
wie Fiedel von fiedeln und feilen, hin und her reiben, abzustammen scheinet.
Ihre hält es für ein ausländisches Wort, zumahl da den Griechen und Römern
schon ein ähnliches Werkzeug bekannt war, welches bey ihnen Chelys hieß.
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